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Name:
Vallentin, Andreas (auch: Valentin, Falentin)
Geboren:
30. Juli 1910, Berlin
Bio:

Seine Eltern sind der schweizerische Theaterschauspieler und Publizist arrow Franz Adelbert Vallentin und dessen Ehefrau, die Lehrerin Margarete Vallentin, geb. Hoffmeister. Vallentin hatte eine Zwillingsschwester Gabriele sowie die älteren Geschwister Judith (geb. 1905), Franziska-Margarete, später Ruth (geb. 1906) und Lucas Florian (geb. 1907). Vallentins Eltern versterben früh, die Mutter 1917, der Vater 1918, so dass die Kinder in Pflegefamilien und Kinderheimen aufwachsen. Andreas Vallentin schloss sich vermutlich wie seine Schwester Judith und sein Cousin arrow Maxim dem Kommunistischen Jugendverband und der KPD an. Als aktiver Kommunist bekannt, emigrierte er nach 1933 mit Hilfe im Untergrund tätiger linker Organisationen nach Russland. Wie später sein Cousin hielt er sich in Engels, der Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen, auf, wo er am Deutschen Pädagogischen Institut ein Studium aufnahm. Am 17. Juni 1936 wurde er verhaftet, nach Artikel 58.6, 8 und 11 des Strafgesetzbuches der RSFSR (Spionage, Begehung terroristischer Handlungen und Vorbereitung oder Begehung von Verbrechen sowie Teilnahme an einer Organisation, die zur Vorbereitung oder Begehung gebildet worden ist) angeklagt und am 2. Oktober 1937 zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt und verstarb er in einem Lager an Erschöpfung. Nach Angaben von Wladislaw Hedeler wurde Andreas Vallentin am 17.  November 1936 verhaftet und erschossen. Er wurde am 26. September 2006 durch die Staatsanwaltschaft des Gebiets Saratov rehabilitiert.
arrow Judith Vallentin trat 1924 als Studentin dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei und heiratete in Berlin 1926 den KPD-Funktionär Erich Auer. 1927 trat sie der KPD bei. 1928 ging sie mit ihrem Ehemann nach Moskau und arbeitete dort im Büro der Kommunistischen Internationale. 1929 wurde ihre Tochter Ruth geboren. Sie nahm eine Stelle bei einer Einrichtung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an und schloss sich der Agitpropgruppe „Das Rote Sprachrohr“ an, die von ihrem Cousin Maxim geleitet wurde. Ab 1933 beteiligte sie sich an der antifaschistischen Aufklärungsarbeit und verbreitete Flugblätter gegen Aufrüstung und drohende Kriegsgefahr. 1937 fand sie bei der AEG im Kabelwerk Oberspree in Berlin Arbeit. Auer erhielt hier Kontakt zur Widerstandsgruppe um den Schweißer Fritz Plön, die wiederum Kontakt zur Widerstandsgruppe um Anton Saefkow, Franz Jacob, Bernhard Bästlein und Karl Klodt hatte. Sie verwaltete die Finanzen der Gruppe und nutzte dienstliche Fahrten für Kurierdienste. Am 7. Juli 1944 wurde Judith Auer an ihrem Arbeitsplatz verhaftet, vom Volksgerichtshof gemeinsam mit Bruno Hämmerling und Franz Schmidt zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil hingerichtet.
Die Schwester arrow Ruth Vallentin heiratete im Oktober 1925 den angehenden Berliner Pelzhändler Hans Citroen (1905–1985). Nach der Machtübergabe der Nationalsozialisten 1933 musste Hans Citroen sein Pelzgeschäft A. B. Citroen in Berlin veräußern und das Ehepaar wanderte mit der 1926 geborenen Tochter Charlotte nach Frankreich aus, wo sich Hans Citroen in Paris erneut selbständig machte. 1934 kamen hier ihr Sohn Vincent und 1939 ihre zweite Tochter Eliane zur Welt. Ruth Vallentin erhielt Aufträge für die Ausgestaltung von Kinderbüchern im Verlag Flammarion. Bei der deutschen Besetzung Frankreichs 1940 floh die Familie nach Vichy-Frankreich. Im Herbst 1942 gelang von Le Sappey aus eine dramatische Flucht über die Alpen in die Schweiz, wo sie in einem Flüchtlingslager bei Genf unterkamen. 1952 wanderten sie nach Israel aus, als Ruth Cidor-Citroën war sie dort weiterhin künstlerisch tätig. Sie starb im Februar 2002 in Jerusalem.
Gabriele und Lucas Florian Vallentin überlebten als „Halbjuden“ den Holocaust. Gabriele Vallentin wanderte im März 1949 nach Jerusalem aus.

Web:
Tod:

Erschossen

Literatur:

Archiv des UFSB des Gebiets Saratov, Nr. 1220; Cidor-Citroën, Ruth: Vom Bauhaus nach Jerusalem. Stationen eines jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert. Berlin: Metropol Verl. 2004, S. 10, 23-24, 39-41, 52, 70, 76, 89-91; Recherchen von Andreas Decker (MEMORIAL Deutschland e.V.)