thumb
Name:
Drawert, Paul Otto
Geboren:
15. November 1900, Graudenz Kr. Marienwerder/Ostpr.
Bio:

Schlosserlehre in Graudenz, Soldat im 1. Weltkrieg. Später Arbeit bei Krupp, zunächst in Essen, dann in Rheinhausen. Oktober 1929 Kündigung. Mitglied der KPD (seit 1920) und des Arbeiter-Samariterbundes. Am 18. Juli 1930 zur Arbeit in die Sowjetunion, Arbeit in Brjansk-Rudnik im Donbass als Schlosser. Im November folgten die Ehefrau Anna, geb. Biessey, und die vier Kinder nach, sie verliessen allerdings bereits im Sommer 1933 wieder das Land. Drawert wechselte Arbeitsplatz und Wohnung und ging als Monteur zur Zeche "Zentral" in Grischeno. Dort lebte der mit Elly Fritz, Kindergärtnerin in Brjansk, zusammen. Da seine Frau die Scheidung ablehnte, heirateten Drawert und Elly Fritz Ende August nach russischem Recht, im Oktober 1934 bekamen sie eine Tochter. Drawert wurde Mitglied der WKP(b) und besuchte die Parteischule in Odessa. Ausschluss aus der KPdSU(B) im August 1935, Verhaftung am 24. August 1937. Im Gefängnis in Stalino wurde Drawert ununterbrochen verhört. "Während der Vernehmungen mußte ich auf der äußersten Kante eines Stuhles sitzen. Die Beine wurden ausgestreckt. Die Hände musste ich hängenlassen. Den Kopf mußte ich hochhalten und in eine grelle Lampe sehen. Dabei wurde ich ständig mit Revolverkolben, Linealen und Totschlägern geschlagen. Außerdem preßten die Untersuchungs-Richter immer ihre Hände unter meine Rippen, ein Vorgang, der sehr schmerzhaft ist". Schließlich gab Drawert zu, Mitglied einer trotzkistischen Gruppe zu sein. Derweil musste die Ehefrau die Zechenwohnung räumen. Ende November 1937 wurde Drawert die Freilassung gegen Unterzeichnung einer Quittung über 300 Rubel Agentenlohn und einer Verpflichtung zur Arbeit für das NKWD in Deutschland in Aussicht gestellt. Nach der Unterschrift brachte man ihn nach Kiew, von dort wurde er am 9. Dezember abgeschoben. Die Ehefrau konnte am 24. Februar 1940 nach Deutschland ausreisen.

Web:
Tod:
Literatur:

Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 61; Mensing, Wilhelm: Von der Ruhr in den GULag. Opfer des Stalinschen Massenterrors aus dem Ruhrgebiet. Essen: Klartext, 2001, S. 201-203