otto gross
Simon Guttmann über Otto Gross
„Dieser Arzt Otto Gross zwingt die unterirdischsten Kraftströme des Patienten heraufzusteigen dadurch, dass er den Patienten lebendig bejaht. Viele Psychiater vermögen nicht durch die Symptome hindurch zu greifen; dem Gross enthüllt jede seitlichste Funktion des Kranken das wirkende Prinzip, so wird aller Empirieschleim weggereinigt, die Situation des Arztes Gross zum Patienten produktiv gemacht, zum Heilmittel … jede Behandlung des Doktor Gross stellt hin, dass der Mensch der Ort ist, wo die Welt an den Hörnern zu packen.“
(Simon Guttmann: Der Arzt Otto Gross, in: Revolution, 1913, No. 5, S. 3)
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Ein ewiges Anliegen: die "Psychologie der Revolution" - Der letzte Auftritt des Dr. med. Otto Gross
Der "Vorwärts" kündigt in seiner Abendausgabe vom 15. Dezember 1919 einen Vortrag im Auditorium 101 der Berliner Universität an: Dr. Otto Groß wird "abends 8 Uhr" zum Thema "Zur Psychologie der Revolution" sprechen.
Eine Ankündigung, die verwundert, lassen die Aussagen von Zeitzeugen doch eher vermuten, dass Gross zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr in der Lage war, eine solche Aufgabe zu bewältigen. Er starb, wie wir wissen, bereits zwei Monate später, am 13. Februar 1920 um 5 Uhr früh, in der Scholinus'schen Privat-, Heil- und Pflegeanstalt in Pankow, nachdem Hans Walter Gruhle und andere den Sterbenden in Berlin in einem Durchgang zu einem Lagerhaus aufgefunden hatten.
Cläre Jung schildert, in welchem Zustand sie Gross erlebte, als er im Spätherbst 1919 nach Berlin kam:
"Im Oktober 1919 kam Dr. Otto Groß nach Berlin. Ich freute mich sehr, denn ich setzte große Hoffnung auf ihn. Alle unsere Freunde, die Groß kannten, hatten mir unendlich viel von ihm erzählt und schätzten ihn sehr. Aber der Groß, den ich nun kennen lernte, war ein kranker Mann. Zerstört durch Narkotika und geschwächt durch Anstrengungen, waren seine Kräfte verbraucht, er selbst deprimiert. Jung und ich versuchten, ihm zu helfen. Aber er setzte dem die größten Widerstände entgegen. Es kam vor, daß er Geld und Sachen, die man ihm gab, wieder verlor. Zu einer wirklichen Zusammenarbeit konnte es nicht kommen, da er häufig gar nicht aufnahmefähig war. Wir hatten gerade auf ihn sehr gesetzt, nachdem in der Wiener Zeitschrift 'Sowjet' sein Artikel 'Orientierung der Geistigen' erschienen war.
In den letzten Monaten seines Lebens versuchte Otto Groß festzuhalten, was ihm von seinem Werk wichtig schien. In einer Reihe von Artikeln, die in verschiedenen Zeitschriften erschienen sind, versuchte er, Anschluß an die revolutionäre Bewegung zu finden. Waren seine ersten Veröffentlichungen noch rein medizinisch-therapeutischer Natur, kämpfte er zu Beginn um Anerkennung von fachlicher Seite, so zeigte sich bald seine schöpferische Auslegung der Psychoanalyse. Den Unterschied hat einer der bekannten Freudschüler, Marcinowski, sehr schüchtern und vorsichtig etwa so formuliert: die Psychoanalytiker seien berufen, denen, die ihre Hilfe suchen, befreiende Weltanschauung finden zu helfen. Das war die Wegscheide. Von diesem Gedanken aus ist die Stellung von Groß in der psychoanalytischen Forschung zu betrachten. [...]
Otto Groß war zweifellos schon in dem Gefühl seines nahenden Endes nach Berlin gekommen. Er versuchte noch in seinen letzten Wochen niederzulegen, was er gewollt hatte. Aber seine Kraft reichte nicht mehr aus. Er versuchte, mir seine Arbeiten zu diktieren. Aber seine Gedankengänge wiederholten sich, die Sätze wurden unverständlich, und je länger die Arbeit dauerte, desto verworrener wurde alles. Soweit es in meinen Kräften stand, versuchte ich, ihn bei seinem Thema zu halten und Verständlichkeit seiner Arbeiten zu erreichen. Zuweilen folgte darauf ein Zusammenbruch, der in Selbstanklagen und Weinen endete. Es kam auch vor, daß Groß mitten in der Arbeit einschlief, wenn ihm seine Narkotika fehlten, von denen er völlig abhängig war und die ihn sehr quälten. Einmal sprach ich von den Hoffnungen, die ich an seine Zusammenarbeit mit uns geknüpft hatte, von der Freude, die ich empfunden hatte, als er zu uns kam, die glücklichen Erwartungen ...
Groß umarmte mich, glücklich, daß ein Mensch so an ihn glaubte. 'Das gibt mir wieder neuen Auftrieb', sagte er. Dann aber, mit dem Ausdruck der Verzweiflung: 'Ich kämpfe nur noch um mein Leben.'
Kurze Zeit darauf erkrankte er. Ich glaube, es war nur eine kleine Grippe, die ihn infolge einer Erkältung befallen hatte. Einige gute Freunde versuchten, ihm zu helfen. Man brachte ihn in ein Krankenhaus. Er sollte ein paar Tage gute Pflege haben. Aber er war am Ende. Es war nicht allein die Grippe, die Erschöpfungen, nicht allein die Entziehung der Narkotika und die Schwierigkeit seiner Ernährung im Krankenhaus - Groß war strenger Vegetarier und nahm nicht einmal Suppen aus Bouillonwürfeln zu sich - er wußte nicht mehr weiter. So starb er nach wenigen Tagen seines Krankenhausaufenthaltes im März 1920." (Jung, Cläre: Paradiesvögel. Erinnerungen. Hamburg: Nautilus Nemo Pr., 1987, S. 76ff.)
Ist es wahrscheinlich, dass Gross in der von Cläre Jung geschilderten Verfassung tatsächlich den angekündigten Vortrag gehalten hat? Ein Bericht war bislang nicht aufzufinden, allein die weiteren Umstände lassen sich erschließen.
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Revolutionsreisender mit (zu) schwerem Gepäck - Otto Gross und der Kommunismus
Die politische Einordnung von Otto Gross fällt schwer. Sie ist sicher vor dem Hintergrund zu sehen, dass er sich schon früh als jemand sah, der einer eigenen Theorie folgt. Dafür sind seine frühen Bemühungen, theoriestiftend in der Medizin und Psychologie aktiv zu werden, Anhaltspunkte. Als beispielhaft kann hier seine Arbeit auf dem Gebiet der Persönlichkeitspsychologie gelten. So ging er als erster von der Annahme aus, dass die kortikale Erregung die Ursache für extravertiertes und introvertiertes Verhalten sei. (1) Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlagern sich seine Bemühungen auf das Gebiet der Psychoanalyse, über das er allerdings schnell hinauswächst. An Frieda Weekley schreibt er: „In nächster Zeit, da ist in Salzburg der erste Congress der Freudschen Schule, da will ich einen Vortrag anmelden ‘culturelle Perspectiven‘ - da will ich mein Programm für mein Leben bringen. - Es ist ein Augenblick, wie er bisher noch ganz ohne Beispiel ist - das wir durch eine practische Methode, durch eine Untersuchungs-Technik auf Einmal in die Wesenheit des geistigen Lebens schauen können - und wer jetzt Augen hat, der sieht in dieser aufgethanen Perspective die Zukunft am Werk - - In dieser Richtung hab' ich freie Bahn, da liegt der riesige Schatten Freud's jetzt nicht mehr auf meinem Weg - - - -“ (2)
Noch unter dem Einfluss des Vaters stehend, beschäftigt er sich zunächst mit Fragen der Ethik, schnell aber mit abweichenden Erscheinungen, wendet sich der Hirn- bzw. Sinnesphysiologie zu. Es ist das Besondere, Individuelle, ja Abnorme, das ihn fasziniert und in dem er sich selbst, der sein Schicksal als ein Besonderes begreift, wiederfindet. Eine Auflösung erhofft er sich vom Kollektiv, der Zuwendung. Das erklärt seinen immensen Zuspruch, den er von Frauen erfährt, die ähnliche Gewalterfahrungen haben wie er. Die Idee des Geschlechtsaktes als Reinkarnation, wie sie u.a. von Heinrich Goesch vertreten wird, wird ihre Wurzeln bei Gross haben, dem es auf eine Aufhebung der Beschmutzung, eine Art Reinigungsakt ankam, um sich vom elterlichen Gewaltakt zu befreien. Dieser Impetus wendet sich schnell nach außen, ins Gesellschaftliche, weil er erkennt, dass die Vaterrechtsgesellschaft zwangsläufig Gewaltakte, wie er sie erfahren hat, hervorbringt. Seine Bemühungen sind darauf gerichtet, die Einflussnahme durch die Eltern zu verringern und die Selbstbestimmung zu fördern. Von kollektiven Akten der Befreiung, auch der sexuellen, analog zu den Astarte-Kulten, erhofft er sich Befreiung und assoziiert sich selbst an Mose, denjenigen, der den Weg in die neue Gesellschaft weist, selbst das Paradies aber nur schauen, dort nicht eintreten kann. Sein Konzept einer gesellschaftlichen Veränderung nimmt existierende, revolutionäre Bestrebungen auf, versucht diesen aber eine neue Grundlegung zu geben. Er erkennt die gemeinsamen Interessen zwischen sich und der proletarischen Bewegung, hat aber keinerlei Zweifel daran, dass auch diese im Kern unterdrückerisch ist. Seine theoretischen Arbeiten erscheinen in gewisser Weise ekklektisch, weil sie lediglich die Teile der Theorien der Revolutionäre aufnehmen, die geeignet sind, das eigene Konzept zu vervollständigen.
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Otto Gross: Reichlich Diagnosen
Die Auseinandersetzung mit Leben, Werk und Wirkung von Otto Gross führt zwangsläufig zu der Frage, mit welcher Berechtigung, aber auch mit welchen Motiven psychopathologische Kategorien auf seine Person Anwendung gefunden haben.
Aus seiner Biographie erschließen sich frühkindliche Traumata, intensive pharmakologische Fachkenntnisse sowie frühe Drogenerfahrungen und -abhängigkeit, die in zahlreichen - auf recht unterschiedlichen Motiven und Fachkenntnissen basierenden - Diagnosen ihren Niederschlag gefunden haben. Sie sollen im Folgenden - so weit verfügbar - vorgestellt werden.
Es ist bekannt, dass Otto Gross 1901, als Schiffsarzt auf der Hamburger Dampferlinie "Kosmos", Reisen nach Patagonien, Punta Arenas, Santiago, Montevideo und Buenos Aires unternahm und in dieser Zeit intensive Drogenerfahrungen machte, die sicher in seine im gleichen Jahr publizierte Veröffentlichung "Compendium der Pharmako-Therapie für Polikliniker und junge Ärzte" Eingang fanden.
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Bess Brenck Kalischer über Otto Gross
Prometheus. Otto Gross
Urgestein, Blut durchsickert,
Zackige Fahne - Prometheus
Stürmt das Feuer der wachen Pforte,
Streut es jauchzend den Völkern der Erde,
Aber die Vielen betrüben die Glut,
Biss und Hass spaltet den Brand,
Verqualmtes Geschlinge.
Da rang sich Prometheus wieder dem Felsen,
Zwang von Neuem in jede Spalte
Heiligen Samen.
Nun quillt es leise
Um keusche Knospen,
Demütig zu lösen
Die Wehe der Welt.
(Bess Brenck Kalischer: Dichtung. Dresden: Dresdner Verl. von 1917 1917. Dichtung der Jüngsten. Bd. 1, S. 40)
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Anton Kuh über Otto Gross
Otto Groß, der Einsame sagte: "Liebt Euch ohne Gewalt, ihr Freien - und eure Kinder werden Geschwister sein!"
(Anton Kuh: Die Lehre des Otto Groß. In: Neues Wiener Journal, 11. Januar 1921, S. 5)
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Anton Kuh über Otto Gross
… seinem hackigen, wüst zerschnittenen Gesicht - einen "gerupften Raubvogel" nannte ihn ein Freund, der zu ängstlich blickte, um auch den lieben Struwwelpeter in ihm zu sehen -, seinem kinderreinen Fanatismus, seinem marterbereiten Dozententum - ja, allem bis aufs Haar! (nicht einmal zu vergessen, was ich den obrigkeitlichen Dummköpfen dieser Zeit nur ungern preisgebe, jener geistigen Trockenhitze, die die fixen Ideen so oft in die Nähe der Großen bringt). Und werdet nicht erkennen, daß dieser hohlgebrannte Anarchist ein störrischer, sonnenlungernder, das Gras mit einem Blumenstengel peitschender Knabe ist, der sich in einen Gedanken verguckt hat und daheim noch immer die Mutter warten läßt. Keine Zeit! - er muß erst, und kehre er mit Furchen und Narben, in der Zwangsjacke oder den Strick um den Hals heim, seinen Wunsch erfüllt haben: Vom lieben Gott persönlich gestreichelt zu werden - - -
(Anton Kuh: Die Lehre des Otto Groß. In: Neues Wiener Journal, 11. Januar 1921, S. 5)
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Du Kreuz des Südens über meiner Fahrt - Briefe von Otto Gross an Frieda Weekley
Für Petra
Gunter Hofer in memoriam
Vorbemerkung
Otto Gross und Frieda Weekley gelten gemeinhin als Kult-, ja Skandalfiguren des beginnenden 20. Jahrhunderts, er - bekannt als genialer Freud-Schüler und -Abtrünniger, als Anarchist und Anhänger der "freien Liebe", als mehrfach Beihilfe zur Selbsttötung leistender Arzt, als chronisch Morphium- und Kokainsüchtiger, als zentrale Gestalt der Caféhäuser in Berlin, München und Wien, als Mittelpunkt politischer Kampagnen für die Aufhebung der durch den Vater für ihn erwirkten Kuratel, als der Verführer schlechthin, in zentralen Werken von Max Brod, Leonhard Frank, Franz Jung, Franz Werfel und Johannes R. Becher als literarische Gestalt verewigt, sie - besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Frieda von Richthofen, oder später Frieda Lawrence, als "femme fatale", "Muse", vielleicht in ihrer Außenwirkung vergleichbar mit Alma Mahler-Werfel, die "treibende Kraft" hinter D. H. Lawrence.
Die Anzahl der Werke, die sich mit beider Wirkung auseinandersetzen, ist kaum überschaubar, reicht sie doch über einzelne Disziplinen wie die der Medizin und Psychoanalyse, Politik, Philosophie und Literaturgeschichte weit hinaus.
Wenig berücksichtigt bleibt dabei die Bedeutung der heftigen Liebesbeziehung, die beide seit 1907 verband. Sie fällt denn auch zumeist der determinierten Sichtweise der einzelnen Betrachter zum Opfer, sei es, daß man Otto Gross aufgrund seiner vermeintlich bekannten Theorien und Lebensart eine wirkliche "Beziehung", die tief und auf Dauer gerichtet ist, nicht zuweisen möchte (was angesichts der Fülle seiner Affären nicht schwerfällt), sei es, daß man sie Frieda Weekley nicht recht abnehmen möchte, da sie erst mit D. H. Lawrence den Schritt aus einer unbefriedigenden Ehe tat.
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Franz Kafka und Otto Gross
In einem Katalog des hannoverschen Antiquariats “Die Silbergäule” wird die Sammlung Fritz Picard vorgestellt. Picard (geb. 1888) war, so heißt es dort, einer der außergewöhnlichsten Menschen im deutschen Buchhandel. Er - und seine Buchhandlung Calligrammes in Paris - haben “über 50 Jahre das literarische Leben mitgeprägt”. Picard wurde mehrfach interviewt, u.a. Anfang der 1970er Jahre von Michael Stone, dem Sohn von Mizzi Kuh.
In diesem Interview, das im Katalog z.T. wiedergegeben ist, heißt es: “Marianne Kuh, genannt Mitzi, die Schwester des Wiener Schriftstellers Anton Kuh, war eine der interessantesten weiblichen Erscheinungen des Wiener Caféhauses. Picard war mit ihr befreundet; er berichtet, wie sie gemeinsam mit ihrem damaligen Liebhaber, dem Psychologen Otto Gross, auf einer Soirée bei Kafka eingeladen waren. Er konnte mit Kafka sprechen, erinnert sich aber nur an das von Krankheit gezeichnete Gesicht. Es sollte die einzige Begegnung mit Kafka bleiben.” (Vgl.: Sammlung Fritz Picard Librairie Calligrammes Paris. Hannover: Die Silbergäule 1992, S. 17)
Picard lokalisiert die Begegnung mit Kafka nach Berlin. In welchem Jahr mag sich die Begegnung dort zugetragen haben? Nach den überlieferten Begegnungen mit Kafka am 18./19. und 23. Juli 1917 in Wien? Wie oft war Kafka in Berlin?
Shinji Hayashizaki, Osaka, schreibt dazu: “Ich glaube, dass Kafka Picard in Berlin um 1920 nicht getroffen hat. Kafka war im Dezember 1910 in Berlin, dreimal 1913, um Felice zu sehen, zweimal 1914, um sich zu verloben und zu entloben, und Ende September 1923 bis Anfang 1924 um dort mit Dora zu leben. Otto Gross, Mizzi Kuh und Franz Kafka in Berlin um 1920, etwas davon ist falsch.” (Mail vom 3. März 2003).
Rainer Stach bestätigt das: “Da kann tatsächlich etwas nicht stimmen. Zum einen: Kafka war zwischen 1914 und 1923 nicht in Berlin, das ist sicher. Zweitens: Ein ‘von Krankheit gezeichnetes Gesicht’ hatte Kafka frühestens im Winter 1922/23. Vorher sah er noch sehr jugendlich aus, auf den Fotos von 1921 könnte man ihn sogar für 10 Jahre jünger halten, als er tatsächlich war. Und drittens: Eine Soirée bei Kafka, das ist unvorstellbar. K. hat nie irgendwelche Gesellschaften gegeben. Wo auch, er hatte ja nie eine eigene Wohnung. An Milena Jesenská schreibt K. 1920, dass er Gross nur einmal getroffen hat, nämlich bei der berühmten Zugfahrt 1917 nach Prag und dann an einem der folgenden Abende bei Brod, zusammen mit Werfel. (Mail vom 22. Februar 2008).
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Der Fall Wertheimer oder Otto Gross als Verführer
Vorbemerkung
Ich hatte die nachfolgende Arbeit zunächst als "Vorstudie" betitelt, wenngleich zweifelhaft war, ob über das verwendete Material hinaus Dokumente aufzufinden sein werden, die diesen "Fall" weiter erhellen. Die Arbeit wurde durch eine Studie von Dr. Klaus Schlüpmann, Betzdorf, angeregt (die unter den Anmerkungen am Ende der Arbeit zitiert ist) und als Referat im Frühjahr 2002 beim Münchener Kongreß der Internationalen Otto Gross-Gesellschaft vorgetragen. Für freundliche Unterstützung beim Entstehen dieser Arbeit möchte ich besonders Dr. Jutta Bohnke-Kollwitz, Köln, und Prof. Dr. Michael Wertheimer, Boulder, Col., USA, herzlich danken. Auf die von mir ermittelten Zusammenhänge erfolgte ein unterschiedliches Echo, wie gleichfalls am Ende der Arbeit nachzulesen ist. (1) Für Leser-Reaktionen bin ich dankbar (E-Mail:
Am 20. Mai 1909 wendet sich die Münchner Polizei an die Züricher Heilanstalt Burghölzli: "Anfrage der Münchner Polizei durch die Regierung, was mit dem Kranken los sei, er stehe wegen Kurpfuscherei in Untersuchung"(2), heißt es in einer Notiz in der Krankenakte des Otto Gross. Der Kranke ist freilich längst nicht mehr im Burghölzli: seine im Mai des Vorjahres (1908) begonnene zweite Entziehungskur und die Analyse beim Oberarzt Carl Gustav Jung hatte Gross bereits am 17. Juni 1908 abrupt beendet - "Vorgestern ist Groß in einem unbewachten Moment aus dem Hausgarten über die Mauer entflohen und wird zweifellos bald wieder in München auftauchen, um dem Abend seines Schicksals entgegenzugehen" schreibt Jung am 19. Juni an Sigmund Freud. (3)
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Sándor Ferenczi über Otto Gross
Kein Zweifel: unter denen, die Ihnen bis jetzt folgten, ist er der bedeutendste. Schade, daß er verkommen muß.
(Sigmund Freud / Sándor Ferenczi: Briefwechsel. Bd. I/1, Wien 1993, S. 233)
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Otto Gross als Dr. Klage
Schaudernd blickte Lotte ihm nach: jener Mann im Dienst eines verzehrenden Lasters, der auf seinen Schultern das Wissen um eine Welt und um ihre Sünde zu tragen schien! Muß man so grausam bezahlen?
(Eduard Trautner: Gott, Gegenwart und Kokain, Berlin 1927, S. 38)
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Hans Walter Gruhle
Er versorgte bei Webers den Garten und bot sich ihnen als Umzugshelfer an. Zu Franziska zu Reventlow hatte er eine intensive Beziehung, die Claudia Böhnke wie folgt beschreibt: "Nach allen Quellen, die ich bearbeitet habe, kam ich zu dem Schluß, daß er eher die Rolle als sehr guter Freund innehatte, sie bei ihren zahlreichen (auch parallel laufenden) Beziehungen und den damit verbundenen Komplikationen seelisch zu unterstützen. Außerdem war er, als guter Zuhörer, wichtig bei ihren Zuständen seelischer Zerrissenheit und auch bei dem Verlust ihrer Neugeborenen. Eine erotische Verbindung will ich nicht ausschließen, aber sie stand sicher nicht im Vordergrund dieser Beziehung." (Claudia Böhnke, Mail vom 18. März 2004).
Den zerstörten Otto Gross fand er am Vorabend seines Todes in den Straßen von Berlin, wie sein Sohn Wolfgang bestätigt: "An die Erzählung meines Vaters, dass er den hilflos-kranken Otto Gross fand, kann ich mich noch erinnern. Anlaß war bei einem Umzug (in den 30er-Jahren) das Aufstellen der Bücher, dabei auch die 1 Meter lange Reihe der Bände des Gross-Archivs [gemeint ist das 'Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik', das Hans Gross herausgegeben hat], hoch oben auf dem Bücherregal." (Wolfgang Gruhle, Mail vom 28. August 2004).
Gruhle wohnte, das sei am Rande bemerkt, zwischen 1902 und 1905 in der Münchener Mandlstraße Nr. 3a/II (Wolfgang Gruhle, Mail vom 23. November 2004), Otto Gross 1908 in der gleichen Straße, Hausnummer 1d/I.
Kostproben
"Es war freilich betrübend, daß sich die wenigen Psychiater, die sich überhaupt um die gleichzeitige wissenschaftliche Psychologie kümmerten, ganz auf die experimentelle Psychologie WILHELM WUNDTS einstellten. KRAEPELIN, der selbst aus WUNDTS Schule herauswuchs, hat mit dieser Psychologie in seinem eigentlichen psychiatrischen Arbeiten sehr wenig anfangen können und stand später sowohl der lebendigen Physiologie als Psychologie seiner Zeit ganz fern." (Berze/Gruhle, Psychologie der Schizophrenie, Berlin 1929, S. 78) "Zu einer klaren Schilderung des Wesentlichen an der Schizophrenie ist KRAEPELIN niemals gelangt, nicht deshalb, weil er das Wesentliche nicht sah, sondern weil er sich bei dessen Schilderung unzureichender, populär psychologischer Kategorien bediente." (Ebenda, S. 140f.)
Weitere Literatur
- Böhnke, Claudia: Hans W. Gruhle (1880-1956). Bonn, Univ., Med. Fak., Diss. 2008
- Gruhle, Hans Walter: Ergographische Studien. Psychologische Arbeiten Bd. 6. 1912, H. 2, S. 339-418
- Ders.: Die Ursachen der jugendlichen Verwahrlosung und Kriminalität. Studien zur Frage: Milieu oder Anlage. Berlin: Springer 1912 (Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Kriminalpsychologie. Bd. 1)
- Ders. (1927) Die Stellung der Psychologie in der neuen Lehrerausbildung. Badische Schulzeitung Bd. 65. 1927, Nr. 48 vom 3. Dezember, S. 771-772
- Ders.: Kraepelins Bedeutung für die Psychologie. Archiv für Psychiatrie und Nervenheilkunde Bd. 87. 1929, S. 43-49
- Ders.: Verstehende Psychologie (Erlebnislehre). Ein Lehrbuch. Stuttgart: Thieme 1948
- Haak, F. van der: Hans W. Gruhle. Versuch einer Annäherung. 1985 [Unveröffentl . Manuskript eines Vortrags.]
- Klüpfel, J. u. C. F. Graumann: Quellen und Literatur, in: Dies., Ein Institut entsteht. Zur Geschichte der Institutionalisierung der Psychologie an der Universität Heidelberg. 1998. www.psychologie.uni-heidelberg.de/willkomm/cfg/instber-qu-lit.html
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Leutnant Groß ... und "Neuen Liebesidealen entgegen"
Der Zeitschrift "Der freie Arbeiter", Wien, "Sozialistische Wochenschrift", herausgegeben von der "Förderation revolutionärer Sozialisten", war nur eine kurze Zeit des Erscheinens vergönnt: Jg. 1 (9. 12.) 1918 - Jg. 2 (13. 6.) 1919 (Details s. ur.dadaweb.de/dada-p/P0001419.shtml). Egon Erwin Kisch war sicher der prominenteste Beiträger. In der Beilage "Die Rote Garde" schreibt er im Beitrag "Angst, Rote Garde und Presse" (Nr. 3 vom 23. November 1918, S. 21f.): "Der Leutnant Groß, von dem die 'Arbeiter-Zeitung' soviel Vorakten besitzt, ist uns leider unbekannt." Wer mag dieser Leutnant Groß gewesen sein?
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Lotte Hattemer
"Im Preuß. Polizeiarchiv (Berliner Landesarchiv) gibt es die Akte Mühsam und die Akte Anarchismus. Daraus folgende Zitate:
'Polizeidirektion München, 29. Januar 1910:
Laut Auszug aus dem Totenregister der Gemeinde Ascona ist eine gewisse Charlotte Hattemer, Tochter des Hermann und der Maria geb. Kaiser, geb. 24. November 1876 zu Berlin, am 19. April 1906 zu Ascona gestorben.
Der Vater der Lotte Hattemer soll Eisenbahningenieur in Stettin sein.'
'Berlin, 7. II.10 [Melderegister] Hattemer
Heinrich, Hermann, 16.10.48 geb. Grenchen i./Schweiz, Religion ev., [Zuzug] von Wien am 9.2.71 [in die] Lindenstraße 82 [es folgen etliche Berliner Adressen, Hannover, Breslau, dann wieder Berlin, 1. 4. 95 Umzug nach Stettin.] Frau seit 19.2.76 St[andes]a[mt] VI. Marie Hermine Josephine, geb. Kaiser 20.12.49 Berlin, Religion kath.
Kind
Pauline Charlotte Babette 24.11.76 Berlin
Am 21. 4. 06 in Ascona verst.'
In den Akten wird auch Groß vielfach erwähnt. Ein Josef Bihlmayer denunziert Nohl, er habe sich damit gebrüstet, Ch. Hattemer umgebracht zu haben, denn 'von derselben habe man gewußt, daß sie Mitwisserin eines anarchistischen Unternehmens sei und daß sie vorhabe, dasselbe zu verraten. Es sei deshalb beschlossen worden, sie aus dem Wege zu räumen und dies sei geschehen durch ihn, Nohl, und Dr. Groß. Er habe der Lotte ein Getränk vorgesetzt, in dem Cocain und Opium aufgelöst gewesen sei und diese Giftmischung selbst sei von Dr. Groß präpariert worden.'" (Chris Hirte, Mail vom 7. Februar 2002)
Mit Schreiben vom 31. 12. 1909 übersendet das Regierungsstatthalteramt Locarno eine Erklärung von Dr. Marco Tognola aus Ascona vom 28. 12. d.J. an das Polizeikommando Zürich, in der Tognola bestätigt, drei Jahre zuvor unmittelbar vor ihrem Tode zu Lotte Hattemer gerufen worden zu sein, nachdem Dr. Morel in Muralto sie schon gesehen habe. Sie wies Anzeichen einer Morphiumvergiftung auf und redete "verwirrt". Tognola nahm "eine gastrische Waschung" vor. Die Patientin starb "aber trotzdem nach einigen Stunden. Die dem Magen entnommenen Flüssigkeiten wurden nicht untersucht". Im Schreiben des Regierungsstatthalteramts, das der Erklärung Tognolas beigefügt ist, von B. Rusca signiert, heißt es weiter: "Die allgemeine Stimmung war die, daß sie sich freiwillig vergiftet hatte. Sie galt als eine ziemlich exzentrische Person und es scheint, daß sie schon bei anderen Gelegenheiten Hand an ihr Leben legte." Außerdem teilt das Amt mit: "Nohl Johannes ist schon seit 1 Jahr von Ascona fort. Dr. Otto Groß aus Graz war im April 1906 während 12 - 20 Tagen in Ascona und verreiste gerade am Tage vor der Vergiftung und dem Tode der Charlotte Hattemer." (Bundesarchiv Bern, Archivsignatur: Bestands-Nr. 21, Archiv-Nr. 8710)
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War Otto Gross Mitherausgeber von "Die Erde" und "Das Forum"?
Zumindest spricht Emanuel Hurwitz diese Vermutung aus (Otto Gross. Paradies-Sucher ..., Frankfurt 1979, S. 306). Hans-Dieter Mück nährt diese Annahme, wenn er schreibt:
"Johannes R. Becher kommt im März zu Karl Raichle nach Urach: "Du Karl, Du kannst froh sein, daß Rilla mich geschickt hat und nicht den Dr. [Otto] Groß, denn das war ein ganz schlimmer Bolschewist!" (MÜCK, Hans-Dieter. Der Uracher Kreis Karl Raichles: "Roter Verschwörerwinkel" am "Grünen Weg". Sommerfrische für Revolutionäre des Worts. Dokumente einer Utopie 1918 - 1931. Austellung im Haus am Gorisbrunnen 24. August bis 22. September 1991. Stuttgart: Stöffler u. Schütz 1991, Kulturwissenschaftliche Bibliothek. Sonderreihe 1, S. 83)
"habe die sammlung der "erde" von walter rilla himself, die er bei der legendären Expressionismusausstellung 1961 in marbach denen ausgeliehen hatte. habe nämlich seine bibliothek in bayern gekauft. ein paar monate zuvor habe ich noch mit ihm über og telefoniert. nun gut, er kannte ihn, aber mehr war nicht. habe auch das expl. 'weg nach unten' von ihm, und bei allen gross-pasagen nicht eine spur von beifälligen oder nicht beifälligen anstreichungen.
das gleiche übrigens auch beim expl. 'weg nach unten' von om graf, der hat einiges angestrichen über revolution in münchen, aber GAR NIX bei den gross-passagen." (Hansjörg Viesel, Mail vom 6. Februar 2003)
"Der Gegner. Blätter zur Kritik der Zeit", Bd. 1. 1919, Heft 8-9, November/Dezember, o.S. [= nach S. 45] bringt allerdings eine Anzeige der Zeitschrift "Die Erde", die Otto Gross (als Otto Grosz) unter den Mitarbeitern, neben Johannes R. Becher u.a., aufführt.
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Otto Gross als Eberhard
… Er ließ einen nie schlafen. Er redete und redete. Oh, er war so phantastisch. Ich bin einmal mit ihm in einen Zoo gegangen. Und wissen Sie was, er konnte die Tiere, indem er sie bloß ansah, erregen, bis sie beinahe wahnsinnig wurden. [...] Er nahm Drogen. Und er schlief nie. Er schlief einfach nie. Und er ließ einen selbst auch nicht schlafen. Und er redete mit einem, während er einen liebte. Er war wunderbar, aber er war schrecklich.
(D. H. Lawrence: Mr. Noon, Zürich 1985, S. 186-186)
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Friedrich Hartmann über Otto Gross
"Gross bot die typischen Zeichen einer in der Pubertätszeit eingetretenen Entwicklungshemmung der geistigen Persönlichkeit mit Neigung zur Progression der durch die Pubertätserkrankung gesetzten geistigen Defekterscheinungen. Neben angeborener Begabung und einseitiger Entwicklung zu höheren Stufen verratenden geistigen Leistungen zeigten sich Defekte in der Urteilsbildung oft überraschender und weitgehender Art, verschrobene, kritiklose, vielfach wahnhaft unkorrigierbare Ideenbildungen; überschwengliche bis zur Selbstschädigung gehende Gemütsaffektionen auf der einen, vollkommener Mangel der gemütlichen Begleitgefühle des Denkens auf der anderen Seite."
(Friedrich Hartmann in Berze, Josef u. Dominik Klemens Stelzer: Befund und Gutachten. In: Gegner. 1999/2000 (3) 29)
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Otto Gross als Willmann
… ist halb verrückt und hat doch etwas Geniales. Er übt auf andere, besonders auf Frauen, einen großen Einfluß aus. Seiner Ansicht nach soll man jeder Liebesregung nachgehen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten.
(Berta Lask: Stille und Sturm. München 1975, S. 154)
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Otto Gross als Octavio
Octavio kam aus den österreichischen Alpen und hatte das strahlende, kräftige Aussehen eines Bergbauern; er war der erste Vegetarier, den sie kennenlernte. “Ich werde eure scheußlichen Tierkadaver nicht essen”, sagte er immer, und er trank keinen Alkohol.
(Rosie Jackson: Nicht ich, aber der Wind. Das geheime Leben der Frieda Lawrence. München 1995, S. 319)
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Otto Gross als Dr. Ottokar Grund
Er trägt einen Loden-Havelock und Kappe, die er abnimmt, so daß man sein dichtes blondgraues, in die Stirn gekämmtes Haar sieht. Seine Hosen sind unten etwas zerfranst und ziehen sich bei jedem seiner seltsam federnden Schritte hinauf.
(Franz Werfel: Schweiger. München 1922, S. 30)
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Otto Gross als Dr. Askonas
Er macht den Eindruck eines blassen schmächtigen Gymnasiasten, dem das schmale schwarze Bärtchen eben zu keimen beginnt. Tritt er aber näher, so bemerkt man, daß sein Alter eigentlich unbestimmbar ist. Das mattbraune schüttere Haar ist wie mit einer schlechten Tinktur gefärbt, wie ausgeblaßt. Dichte dunkle Augenbrauen sind die einzigen entscheidenden Linien des auf eine unheimliche Art zierlichen Köpfchens.
(Max Brod: Das große Wagnis. Leipzig und Wien 1919, S. 119)
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Franz Jung über Otto Gross
Für mich bedeutete Otto Groß das Erlebnis einer ersten und tiefen, großen Freundschaft, ich hätte mich ohne zu zögern für ihn aufgeopfert. [...] Es war eine Mischung von Respekt und Glaube, das Bedürfnis zu glauben und zu verehren, aufzunehmen und zu verarbeiten, was er uns ständig einhämmerte.
(Franz Jung: Der Weg nach unten. Leipzig 1991, S. 90)
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Otto Gross als Dr. Kreuz
Die Oberpartie seines Gesichtes – blaue, kindlich unschuldig blickende Augen, Hakennase und volle Lippen, die immer ein wenig offen standen, als trüge er, lautlos keuchend, alles Leid der Welt – stimmte nicht überein mit der schwächlichen Unterpartie, dem Kinn, das nur angedeutet war und sich nach hinten gänzlich verlor. Wer das fanatische Vogelgesicht, das aus leicht getöntem Porzellan zu sein schien, einmal gesehen hatte, vergaß es nie.
(Leonhard Frank: Links wo das Herz ist. München 1952, S. 17)
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Karl Jaspers und Otto Gross
Ingo Wolf Kittel, Augsburg, machte mich auf eine interessante Variation in Karl Jaspers” Werk “Allgemeine Psychopathologie” aufmerksam:
“Es ist begreiflich und auch schon vorgekommen, daß sich die Theorien beider [gemeint sind Wernicke und Freud, R. D.] in einem Psychiaterkopfe zusammenfinden.” So heisst es dort im fünften, “Theorien” benannten Kapitel und zwar sowohl in der 2. neubearb. Aufl. (Berlin 1920, S. 291), als auch in der 3. verm. u. verb. Aufl. (Berlin 1923, S. 327) im nunmehrigen 6. Kapitel.
Damit verfolgt Jaspers eine Richtung weiter, die er bereits in der 1. Auflage seines Werkes (Berlin 1913) beobachtet zu haben meint. Mit Bezug auf die “konstruktiven Theorien Wernickes” heißt es dort: “Die Frage der Beziehung von bekannten Hirnveränderungen zu bekannten seelischen Veränderungen (die Lokalisationslehre) wird jetzt rein empirisch auf den wenigen Gebieten, wo sie mit einigem Recht gestellt werden kann, untersucht, aber keineswegs mehr zur Grundlage der wissenschaftlichen Psychopathologie gemacht.” (S. 331) An wen mag Jaspers gedacht haben, der die von ihm 1913 vorgezeichnete Entwicklung konterkariert?
Näheren Aufschluss über die Intention der Ausführungen gibt die 1942 von Jaspers abgeschlossene, aber erst 1946 erschienene 4. Auflage des Werkes. In der völlig neu bearbeiteten Schrift heisst es im 3. Kapitel (”Über Sinn und Wert der Theorien”) des 3. Teils, “Die kausalen Zusammenhänge des Seelenlebens (erklärende Psychologie)” (Berlin 1946, S. 458): “Es ist begreiflich und auch schon vorgekommen, daß sich die Theorien beider in einem Psychiaterkopfe zusammenfinden (z.B. bei Groß; Wernicke und Freud waren beide Schüler Meynerts). Diese Theorien sind mit historisch wirksamen Namen verknüpft. Es scheint, als ob ein bedeutender Rang des Forschers und die Schöpfung der Theorie in Zusammenhang stände. Aber mit der Theorie sitzt auch in den Erkenntnisleistungen dieser Männer von Anfang an der Wurm, der die Gebäude zerfrißt, etwas Zerstörendes und Lähmendes, ein Geist von Absurdität und Inhumanität.”
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Feldbach, Gniebing, Retz
“Feldbach [1877 arbeitete Hans Gross dort als Gerichtsadjunkt] liegt weniger als 50 Kilometer östlich von Graz, www.feldbach.at, Gniebing [der Geburtsort von Otto Gross] ist der unmittelbare Nachbarort von Feldbach: de.wikipedia.org/wiki/Gniebing-Weißenbach, Retz [der Geburtsort von Adele Gross, geb. Raymann] liegt ca. 75 Kilometer nordwestlich von Wien; es ist eine wunderschöne Stadt inmitten einer herrlichen Weingegend direkt an der tschechischen Grenze. Von dort ist man auch sofort in Znojmo (Znaim), de.wikipedia.org/wiki/Znojmo.” (Heimo Gruber, Mail vom 8. Februar 2003)
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Graz 1901-1904
“In anderen psychiatrischen Schriften aus der Grazer Zeit, berichtet Otto Gross von Fällen (Patientinnen), die er wohl in der Grazer Psychiatrie von G. Anton hatte. Zum Beispiel die Patientin Hermine B., in ”Zur Differentialdiagnostik negativistischer Phänomene” (Otto Gross: Werke - Die Grazer Werke, S. 78ff.).” (Ralf Rother, Mail vom 18. Februar 2002)
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Friedrich Glauser und Otto Gross
“Vielleicht kennen Sie meine Studie ”Matto regiert” - Psychiatrie und Psychoanalyse in Leben und Werk von Friedrich Glauser (1896-1938)”, in: Rudolf Heinz, Dietmar Kamper und Ulrich Sonnemann (Hrsg.), Wahnwelten im Zusammenstoß. Die Psychose als Spiegel der Zeit, Berlin: Akademie Verlag 1993, S. 81-101 (mit anschließender Diskussion, ”Ein Verbrechen unserer Zeit”, S. 101-104). Im Zusammenhang mit den umfangreichen Recherchen zu dieser literaturwissenschaftlichen Analyse bin ich zu meiner eigenen Überraschung nicht auf den Namen Otto Gross gestoßen. Glauser war, wie Sie vielleicht wissen, 1919/1920 ein Jahr lang in Ascona, also zum Zeitpunkt von Gross” Tod, der dessen Spuren auf dem Monte Verità wiederaufgerührt haben dürfte; doch wenn ich mich nicht sehr täusche, findet sich darüber selbst in Glausers Erinnerungen an Ascona kein Wort.”
(Martin Stingelin, Mail vom 3. Februar 2001)
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Frankfurt 1897-1900
In einem Weihnachten 1904 bei der Einlaufstelle der k.k. steiermärk. Statthalterei und des k.k. steierm. Landesschulrates eingereichten Curriculum vitae führt Gross an, daß er von 1897 - 1900 u.a. als Volontär bzw. Assistent “an der internen Abteilung in Frankfurt a/M (bei Prof. Carl v. Noorden), am Krankenhaus in Czernowitz und an der internen Poliklinik in Kiel” tätig war.
Hat Otto Gross evtl. in Frankfurt auch studiert? “Otto Gross kann in der Zeit 1894-1897 nicht in Frankfurt studiert haben, weil es zu diesen Zeitpunkt in Frankfurt noch keine Universität gab.” (Monika Cziller, Universitätsarchiv, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Mail vom 5. Februar 2002)
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Ein Brief kommt nicht an - die Botschaft bleibt erhalten: Otto Gross und die Münchener Räterepublik
Vorbemerkung
Dieser Aufsatz, zusammen mit Rolf Mader (†) verfasst, erschien zuerst unter dem Titel "Ein Brief kommt nicht an: Otto Gross und die Münchener Räterepublik" in leicht veränderter Form in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, 2001, No. 16, S. 495-502. Kommentare oder Hinweise bitte an
M.-Schwabing, Belgradstr. 57.
7. April 1919
Sehr geehrter Herr Dr!
Nachdem Mühsam
in der Angelegenheit des Dr. Groß=
Graz mit Ihnen, sehr geehrter Herr Dr.
gesprochen, versuchte Frl. Kuh (1) mehr-
mals vergeblich, Sie zu treffen.
Ich bemühe mich nun, um eine
einige Minuten dauernde Unter-
redung mit Ihnen zu erreichen!
Werde morgen in Ihrer Wohnung vorsprechen
& falls ich Sie nicht antreffe,
bitte ich Sie höflichst & dringend,
Ihrer Frau Gemahlin zu hinterlassen,
wo Sie aufzufinden sind. Im
Voraus meinen herzlichsten Dank!
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Die Distanz, das Fremdsein, der Trennungsstrich - Franz Jung: Die andere Sicht auf Otto Gross
“... die darin zufaellig enthaltene Gross Analyse wird Sie interessieren. Sie werfen die Blaetter dann einfach weg.“ So endet ein am 22. Januar 1959 verfasster Brief von Franz Jung an Leonhard Frank, in dem er auf dessen Angebot, ihm bei der Unterbringung seiner Autobiographie bei einem Verlag zu helfen, reagiert. Die angesprochene “Gross Analyse” scheint bekannt, ist doch in den seit 1961 erschienenen Ausgaben von “Der Weg nach unten” bzw. “Der Torpedokäfer” eine recht ausführliche und zudem textidentische Darstellung der Eindrücke und Erlebnisse veröffentlicht worden, die immer wieder als Basis für biographische Betrachtungen des Otto Gross als auch für die Beschreibung des persönlichen Verhältnisses von Franz Jung zu Gross genommen wurden.
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Gefährten - Otto Gross und Franz Jung
Vorbemerkung
Dieser Aufsatz erschien zuerst als Nachwort zu Otto Gross: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe. Hamburg: Edition Nautilus 2000. Ich stelle ihn hier in leicht geänderter Form vor. Für ihren freundlichen Rat und Unterstützung möchte ich Jennifer Michaels, Grinnell, Iowa (USA) herzlich danken. Kommentare oder Hinweise bitte an
Im September 1911 waren sie nach München gekommen und wohnten in der Pension Führmann, von der bekannt war, daß man dort auch mal in der Kreide stehen konnte, die schwangere Margot und ihr 23-jähriger Ehemann Franz Jung. Lange ging das nicht gut - schon am 1. Mai 1912 sperrten die Führmanns sie aus. Sie bezogen eine Wohnung Pündterplatz 8 und konnten sich freuen, daß Erich Mühsam ein Auge auf Margot geworfen hatte und hin und wieder mit kleinen Beträgen aushalf, freilich ohne die gewünschte Gegenleistung zu erhalten. Jung hatte sich an der Ludwig-Maximilians-Universität immatrikuliert und studierte Nationalökonomie, will die Arbeit an einer Dissertation über "Die Auswirkungen der Produktionssteuer in der Zündholzindustrie" wieder aufnehmen, und begibt sich - zu Mühsams Schreck - in dessen Revier: am 1. Juni nimmt er mit Margot an der Sitzung der "Tat"-Gruppe teil. Mühsam notiert: "Nun kommen Leute wie Klein und Jung in die Gruppe, innerlich verwahrloste Menschen, zu solchen, für die innerliche Festigkeit gerade das Lebensbedürfnis ist, das sie zu uns führt" (1).
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Schnee durch Therapie - Die Behandlung der Schwestern Zweig
Eine bizarre Aktion ...
Am 9. November 1913 wird der österreichische Arzt Dr. med. Otto Gross in Berlin in der Wohnung von Franz Jung (Holsteinische Str. 13) verhaftet und kurz darauf des Landes verwiesen. Als Drahtzieher dieser Aktion entpuppt sich der Vater, Prof. Dr. jur. Hans Gross. Otto Gross wird an die österreichische Grenze gebracht und von dort in die Landesirrenanstalt Tulln eingewiesen.
... und die Folgen
Der Vorgang mobilisiert eine breite Öffentlichkeit, darunter Freunde wie Gegner von Otto Gross, die in der Aktion sowohl einen flagranten Eingriff Österreichs in die Souveränität des Deutschen Reiches sehen, wie eine unrechtmäßige Handlung der deutschen Polizei, die aber auch den Versuch des konservativen Vaters, des unbotmäßigen Sohnes habhaft zu werden, anprangern.
Arnold Zweigs Einsatz für Otto Gross
Zu den Gegnern von Otto Gross, die sich gleichwohl der Solidaritätskampagne für ihn anschließen, gehört neben Ludwig Rubiner auch der Schriftsteller Arnold Zweig (10. 11. 1887 - 26. 11. 1968), der seinen Intentionen in einem Beitrag in der Zeitschrift "März" am 17. Januar 1914 Ausdruck verleiht. "Uns bleibt", schreibt Zweig, "nur das Elend des Protestierens" (S. 106), bekennt aber zugleich auch seine Distanz zu Gross: "Ich bin ein radikaler Gegner des Theoretikers Otto Groß. Ich gedenke hier keine Darstellung seiner Gedanken über Kultur zu geben, noch auch eine der meinen. Genug sei, daß ich keine einzige seiner Folgerungen und Einstellungen annehmen könnte; daß ich auch glaube, ihnen logisch widerlegend und psychologisch deutend zu Leibe rücken zu können." (Ebenda)
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Erich Mühsam über Otto Gross
"Gross’ Unterhaltungen haben in der Tat etwas, was stark ergreift und suggeriert. Was mich aber in Wahrheit so anstrengt und ablenkt, ist die fortwährende Einstellung auf die ungewohnte Terminologie eines Monomanen. Ich muß mich fortwährend in Ausdrücken wie Komplex, Masochismus, Sadismus, Analyse, Verdrängung etc. zurechtfinden, und alle in neuen Bedeutungen gewandt."
(Erich Mühsam: Tagebücher 1910-1924. München 1994, S. 94-95)
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München 1897-1898
Das Universitätsarchiv der Ludwig-Maximilians-Universität München teilt auf Anfrage am 10. April 2002 mit:
“Otto Gross aus Graz studierte als ordentlicher Hörer im Sommersemester 1897 und im Sommersemester 1898 Medizin an der Universität München. Dies geht aus den semesterweise erschienenen Personalverzeichnissen der LMU München hervor.
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München 1905-1906
“Die Angaben zur Patientin Fl. von Otto Gross in München habe ich seiner Publikation ”Das Freudsche Ideogenitätsmoment…” (1907) entnommen. Ob es mehrere Patientinnen waren, weiß ich jetzt nicht (mehr). Ich glaube in der Schrift wird nur die eine angesprochen. In dem Text (Aktenauszug) ist die Patientin nur mit dem Kürzel Fl. genannt: 12. XII. 1905ff. (Otto Gross: Werke - Die Grazer Werke, S. 147f.). Die Behandlung oder Fallbeschreibung zieht sich vom 23. X. 1906 bis zum 18. XI. 1906 hin (S. 136 - S. 147).” (Ralf Rother, Mail vom 18. Februar 2002)
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A. S. Neill, Summerhill, Wilhelm Stekel und Otto Gross
“… und habe den Eindruck, daß Neill (und auch Reich) viel von Gross übernommen hat (benutzen teilweise dieselben Begriffe, etwa ”Erbsünde”), obwohl er ihn sicher nicht direkt kannte. Ernest Jones wurde durch Otto Gross in die Psychoanalyse eingeführt. Homer Lane (von dem Neill in die Psychoanalyse eingeführt wurde und von dem er fast seine gesamten theoretischen Vorstellung übernahm) lernte die Psychoanalyse höchtwahrscheinlich durch Ernest Jones kennen. Außerdem wurde Gross durch Stekel behandelt. Stekel war der einzige, der 1920 einen Nachruf auf Gross schrieb. 1924 ließ Neill sich von Stekel behandeln und freundete sich lebenslang mit ihm an. Das sollte für einen indirekten Einfluß eigentlich reichen. Da Otto Gross viele Erkenntnisse Reichs vorwegnahm (20 Jahre zuvor!), könnte das auch erklären, warum die Reich’’schen Ansichten für Neill keine allzugroßen Neuigkeiten mehr waren.”
(Martin Kamp, Mail vom 7. Januar 1998)
Den Beginn der Bekanntschaft und die Freundschaft zwischen Stekel und Neill schildert Axel Kühn in seiner Dissertation: summerhill.paed.com/summ/dissak/literarisches/lit5.htm
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Martin Pappenheim über Otto Gross
"Unter den Schülern Freuds hat Otto Groß das Unbewußte zur Erklärung der psychischen Erscheinungen bei der Dementia praecox herangezogen, indem er, von der Auffassung ausgehend, daß die jeweilige Bewußtseinstätigkeit als die Resultante vieler synchron ablaufender, unterbewußter psychophysischer Vorgänge (Assoziationsreihen) zu betrachten ist, annimmt, daß vermöge eines Zerfallsprozesses, der er mit Benutzung eines Wernickeschen Terminus ”Sejunktion” nennt, funktionelle getrennte Assoziations-Reihen gleichzeitig zum Ablauf gelangen."
(Martin Pappenheim und Karl Grosz, Die Neurosen und Psychosen des Pubertätsalters, Berlin 1914, S. 113) - Martin Pappenheim (1881-1943) war in der gleichen Zeit wie Artur Kronfeld und Karl Jaspers Arzt an der Heidelberger Klinik (Kittel), später Landesgerichtspsychiater in Wien und Arzt in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Prag, ab 1922 war er der Leiter des Stadtkrankenhauses in Linz. 1933 floh er aus Österreich nach Palästina, wo er starb.
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Peter Gross
"Ich, Peter Wolfgang Gross, wurde am 31. Januar 1907 in München geboren als Sohn des Privatdozenten der Psychiatrie Dr. Otto Gross und seiner Frau Frida [sic!], geb. Schloffer. Das Reifezeugnis erwarb ich Ostern 1924 an der Schulgemeinde Wickersdorf in Thüringen. Ich studierte zunächst 3 Semester Philosophie und Volkswirtschaft in Heidelberg. Ab Sommer 1926 studierte ich Medizin in Berlin, Freiburg i.Br., Paris und Heidelberg. Das Physikum bestand ich Ostern 1928 in Berlin, das Staatsexamen Herbst 1932 in Heidelberg. Das Medizinalpraktikanten-Jahr vom 15. Januar 1933 bis 15. Januar 1934 absolvierte ich an der Medizinischen Klinik Heidelberg und an der Chirurgischen Klinik Heidelberg." (In: Gross, Peter: Zur Klinik der doppelseitigen traumatischen Schultergelenksluxation. Heidelberg, Univ., Med. Fak., 1934)
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Franziska zu Reventlow und Otto Gross
“Fanny zu Reventlows Beziehung zu Gross - dies aber nur eine persönliche Einschätzung - scheint mir nicht so bedeutend, wie sie wohl gelegentlich dargestellt wird. Sie lernt ihn im Juli 1907 in München kennen, im Zusammenhang des 'Ascona-Komplotts', das sie mit Mühsam bezüglich der späteren Scheinehe mit dem Baron zu Rechenberg-Linten schmiedet und das auf Umwegen und unter Verwandlungen neun Jahre später zum 'Geldkomplex' (1916) führt , worin natürlich das Gross-Erlebnis verarbeitet wird, - womöglich aber doch nur mit fiktionaler, nicht biographisch-realer Signifikanz. Fanny erwähnt Gross im Tagebuch, Juli 1907, dreimal, darunter zweimal nur nebenbei, einmal ausführlicher, weil er ihr etwas Hübsches gesagt hat: 'Dr. Gross sagt, ich hätte den Zug gewaltsamer Selbstbeherrschung verloren u. sähe viele weicher aus. Das ist ja immer meine Angst, etwas Hartes, Scharfes zu bekommen, was ich ja hasse. Weil es aufgezwungen ist …'”
(Jürgen Gutsch, Mail vom 31. Oktober 2004)
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Aloys Riehl, Eduard v. Hartmann und Carl Gustav Carus
"Dieses verwandschaftliche Verhältnis ist mir natürlich aus dem Buch von M. Green bekannt. Aloys (oft auch mit 'i' statt 'y') Riehl [Onkel von Frieda Gross] könnte man als Logiker und Erkenntnistheoretiker fast in die Nähe der Neukantianer der Südwestdeutschen Schule rücken, womit Gross sicher wenig Gemeinsamkeiten hat. Riehl war aber vielseitig und publizierte ein erfolgreiches Werk über 'Nietzsche, der Künstler und der Denker' (1. Aufl. 1897, 8. Aufl 1923) sowie eine ebenfalls erfolgreiche Sammlung von Vorträgen die erstmals 1902 erschien und eine Rede über 'Schopenhauer und Nietzsche zur Frage des Pessimismus' enthält. Es gibt also sehr wohl Berührungspunkte. Und eine (gegenseitige) Beeinflussung ist nicht ausgeschlossen. Dem könnte man mal auf den Grund gehen.
Richtig spannend wäre aber, mal zu überprüfen, welche Philosophen ihn beeinflussten, ohne dass er sie nennt, etwa inwieweit sich 'Die Philosophie des Unbewußten', von Eduard von Hartmann in seinem Werk niederschlägt. An dem 1869 erschienen Buch dürfte er kaum vorbeigekommen sein. Zwar ist es heute nicht mehr so bekannt, war aber in der zweiten Hälfte des 19. Jhds die meist gelesene philosophische Schrift und erreichte 1923 die 12. Auflage.
Auch ein Einfluß von Carl Gustav Carus wäre denkbar, um nur noch einen weiteren zu nennen." (Rolf Löchel, Mail vom 6. Februar 2000)
Riehl, Alois Adolf, * 27. 4. 1844 Bozen, gest. 21. 11. 1924 Berlin, Philosoph. Vertreter des Neukantianismus, Univ.-Prof. in Graz, Freiburg, Kiel, Halle und Berlin.
Mehr Informationen: www.aeiou.at/aeiou.encyclop.r/r650519.htm
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Wie für mich alles begann: Paradies-Sucher
... der Titel des Buches von Emanuel Hurwitz (Frankfurt 1979) zog mich magisch an und ich beschloß von meinem Privileg, das per Fernleihe bestellte Buch noch vor dem Benutzer zu lesen, Gebrauch zu machen. Damals - es muß Anfang des Jahres 1983 gewesen sein, arbeitete ich in der Fernleihe der Bibliothek der Medizinischen Hochschule Hannover und die wenigen "Perlen" unter den Fernleihbestellungen versüßten mir den Berufsalltag.
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... daß hier aber etwas Wesentliches war ... - Otto Gross: Leben und Zeit
Franz Kafka ist die im Titel wiedergegebene Einschätzung von Otto Gross zu danken, die gleichwohl für die Zeit, in der Gross lebte, gelten mag. Es ist schwierig, ein Leben und das, dieses Leben umgebende Beziehungsgeflecht zu rekonstruieren, ist doch unsere Gegenwart dem damals vorherrschenden Lebensgefühl gar so fern. Viele der heute gängigen Denkschemata haben sich damals erst herausgebildet, Weltanschauungen und Tendenzen wie Anarchismus, Kommunismus, Lebensreform, Vegetarismus, das Geschlechterverhältnis, aber auch Antisemitismus und Eugenik wurden diskutiert. Wesentlich war, daß sie ihre Tragfähigkeit als gesellschaftliche Konzepte bewiesen - oder untergingen. Martin Green macht Schwabing am Beginn des 20. Jahrhunderts als Kulminationspunkt dieser Auseinandersetzung fest. Er benennt Otto Gross und Adolf Hitler als Hauptexponenten von Weltanschauungen, die im Widerstreit siegen oder verderben sollten. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.
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Weiterlesen: ... daß hier aber etwas Wesentliches war... - Otto Gross: Leben und Zeit
Der Schrei verhallt heut' meist ungehört. Dokumentation und Rezeption nachgelassener Analysen und Träume des Otto Gross
"Jetzt sitzt das Weib neben mir - verflucht. Otto Gross analysiert sich selbst" - unter dem Titel "Kokain und Mutterrecht. Die Wiederentdeckung des Otto Groß (1877-1920)" gibt Josef DVORAK 1978 im Kapitel "Immer im Rausch. Ungedruckte und verschollene Texte" (Neues Forum. 1978, H. 295/296, S. 52-68, hier 64) seines Aufsatzes einen Teil bis dato unveröffentlichter Notizen von Otto Gross wieder, allerdings ohne die Auslassungen in Gänze und den Inhalt der wiedergegebenen Texte näher zu kommentieren. Er leitet die fragmentarische Dokumentation lediglich mit allgemeinen Ausführungen zur Rolle der Selbstanalyse bei der ersten Analytikergeneration ein und referiert Urteile von Wilhelm Stekel und Franz Jung über Gross. Immerhin weist er auf den Fundort der Texte - das Franz-Jung-Archiv, Berlin, DDR - hin, das lange Jahre von Cläre Jung betreut wurde.
Am 20. September 1986 schrieb mir Peter LUDEWIG (Berlin): "im nachlass von franz jung existierte eine selbstanalyse von otto gross. eine bekannte hat damals diese analyse transkribiert." Die "Bekannte" Ludewigs war Christina (Tina) BUHMANN, mit der ich 1987 zusammentraf. Für ihre Diplomarbeit (BUHMANN, Christina: Über Otto Gross. Berlin, Freie Universität, Psychologisches Inst., Vordiplomarbeit 1980) hatte sie den Nachlaß Franz Jungs gesichtet, das Original ihrer Transkription machte sie mir später zugänglich.
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Wilhelm Stekel über Otto Gross
Im Morphiumrausch konnte er das gute Kind sein, konnte seine Eltern denken, konnte das namenlose Elend vergessen, das er über sich und seine Familie gebracht hatte. Immer wieder rief ihm eine innere Stimme zu: Du bist ein Verbrecher an dir selbst und den deinen. Diese Stimme schrie und schrie ohne Unterlass. Sie ließ ihn nicht schlafen, sie ließ ihn nicht arbeiten, sie ließ keine Lebensfreude in ihm aufkommen. Diese Stimme musste betäubt werden, koste es was es wolle.
(Wilhelm Stekel: Die Tragödie des Analytikers. In: Ders.: Störungen des Trieb- und Affektlebens. Die parapathischen Erkrankungen. VII: Sadismus und Masochismus, Berlin, Wien 1925, S. 508)
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Straßburg 1898
In seinem Weihnachten 1904 bei der Einlaufstelle der k.k. steiermärk. Statthalterei und des k.k. steierm. Landesschulrates eingereichten Curriculum vitae führt Gross an, daß er in Graz, München und Straßburg “die medizinischen Studien durchgemacht” habe. Die damalige deutsche Universität Straßburg wurde nach dem 1. Weltkrieg geschlossen, für die davon Betroffenen existierte 1919 bis Ende 1920 eine Zentralstelle der Universität mit Sitz in Freiburg, Teile ihres Bestandes werden heute vom Universitätsarchiv Freiburg verwaltet.
“Das Universitätsarchiv Freiburg verwaltet u.a. die Archivalien der Zentralstelle der Universität Straßburg, die am 1.1.1919 in Freiburg errichtet wurde (C 32). Zwar reichen einige Schriftstücke auch ins 19. Jahrhundert zurück, der Schwerpunkt der Überlieferung bezieht sich jedoch auf den Zeitraum 1918-1920. Namen von Studenten bzw. auch Professoren, die vor dem Jahr 1918 die Universität Straßburg verlassen haben, ließen sich in dem Bestand leider nicht ermitteln.” (Alexander Zahoransky, Mail vom 7. Februar 2002)
Von Jérôme Grosse erhielt ich am 10. März 2003 Auszüge aus den Unterlagen der Reichsuniversität Straßburg, die belegen, daß sich Otto Gross am 9. November 1898 an der Universität immatrikulierte und Kleberplatz 22 wohnte. U.a. besuchte er die Vorlesungen von Prof. Dr. Friedrich Kraus (Pathologie, Innere Krankheiten).
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... ist nicht ohne Bitternis ein Schuldgefühl zurückgeblieben, die Erkenntnis, dass es unmöglich geworden war, ihm zu helfen - Der Tod des Otto Gross
ZEITTAFEL 1917 - 1919
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Berlin, Februar 1920
"Was ist die deutsche Regierung als ein Haufen Schmutz an den Rockschößen der Ludendorff und Lüttwitz." Diese Passage im Aufruf "An die Proletarier aller Länder" in Nr. 15 der kommunistischen "Roten Fahne" vom 10. Februar 1920 lieferte die Begründung für das zeitweilige Verbot der Zeitung. Bis zum 25. Februar durfte sie, so meldete das "Berliner Tageblatt" am Mittwoch, dem 11. Februar, nicht erscheinen.
Die rein klimatischen Verhältnisse im Berlin dieser Tage waren hingegen milder als erwartet: Drei Grad über dem Gefrierpunkt schon am 10. Februar. Die "Vossische Zeitung" erläuterte in ihrer Ausgabe vom 11. Februar, daß der nur mäßige Frost u.a. darauf zurückzuführen sei, daß ein Hoch aus dem Südwesten heraufziehe, daß im Rheingebiet auch schon frühlingshafte Wärme von bis zu 14 Grad gebracht habe. Allerdings habe die Deutsche Seewarte wegen stark auffrischender südwestlicher Winde für Nord- und Ostsee Sturmwarnung ausgelöst. Fernab der Küste in Berlin wird der österreichische Arzt Dr. Otto Gross in diesen Tagen krank und hilflos aufgefunden.
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Otto Gross. Biographisches und Bibliographisches
von Franz Jung
Vorbemerkung
Der Aufsatz von Franz Jung sollte die Einleitung zu einer Werkausgabe von Otto Gross werden, die Jung herauszugeben plante. Zuletzt wiederabgedruckt wurde der Aufsatz in: Dehmlow, Raimund u. Gottfried Heuer: Otto Gross. Werkverzeichnis und Sekundärschrifttum. Hannover: Laurentius 1999
Otto Gross wurde im Jahre 1877 in Czernowitz geboren [Tatsächlich: Gniebing bei Feldbach in der Steiermark, Anmerkung R.D.], wo sein Vater Erster Staatsanwalt war. Später übernahm der Vater eine Dozentur für Kriminalistik in Graz, wo auch Otto Gross dann das Gymnasium besuchte.
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Besuch bei einer alten Dame oder Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
(2 Raubritter, 2 Schleicher, Cläre Jung)(1)
11.2.1973
Jetzt einige wahllose facts:
Otto Groß war Assistenzarzt bei Freud; wurde von ihm wegen seiner Kritik an 'Unbehagen an der Kultur' von ihm (vor 1910?) rausgesetzt, da er keine Kritik an sich vertragen konnte. (Hier müßte man Literatur finden, ev. Kritiken?)
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Ascona 1906: Gross im Visier der Polizei - wer war dabei?
Der Regierungskommissar in Locarno, Fr. Rusca, schrieb am 23. Juni 1906 an die Centralpolizeidirektion Bellinzona: „Mit Wachtmeister Noseda habe ich mich nach Ascona begeben um die Privathäuser zu besuchen, in welchen [...] diese Fremdlinge verkehrt hatten, und ich habe dabei konstatiert, daß eine große Anzahl der letzern offenbar aus Mißtrauen wegen des an die gestellten Begehrens, innert 10 Tagen regelrechte Pässe vorzulegen, in andere Gegenden verzogen sind.
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Arnold Zweig über Otto Gross
Ich kenne Otto Groß nicht sehr lange, auch sind wir nicht befreundet; die Verschiedenheit der Typen bringt das mit. Ich weiß aber von ihm, daß er eine Witterung für alles hat, was in der gebrechlichen Einrichtung der Welt an Vergewaltigung des Zarten, des Hilflosen, des Edlen und Feinen vorgeht; es ist nicht eben wenig in dieser barbarischen und bürokratischen Zeit. An dieser Vergewaltigung und Schändung irgend eines beliebigen aber erlesenen Wesens, und wenn es ein Hund wäre, entflammte sich diese Seele in Mitleiden und Helfenmüssen; er ist Arzt. (...) Ich habe ihn aus der Nähe arbeiten sehen; habe ihn einen unendlich verletzlichen, dabei geistig völlig überlegenen Menschen heilen sehen, dessen schwere Neurose vier Jahre lang von Autoritäten vergeblich und ahnungslos bespöttelt worden war; habe gesehen, wie dieser fremde Mensch, Dr. Groß, das Mißtrauen, den Widerstand, die Abwehr des Kranken durch seine fühlende, tastende, divinatorisch offene Seele in Mitarbeit verwandelte; habe einen Menschen, der Arzt ist, einem Menschen, der krank ist, helfen sehen - und ich empfand, was ich hier schreibe und ohne jeden Zwang, - weil es sich um ein privates Gefühl handelt - nie gesagt hätte: ich empfand das Genie.
(Arnold Zweig: Die beiden Groß, in: März. Jg. 8. 1914, H. 3, S. 106)
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Carl Schmitt über Otto Gross
"Was mich an Otto Gross beeindruckte, war die Direktheit seiner Aussagen, die sofort auf das für mich Wesentliche (Pol. Theologie) stießen. Wer das hilflose Gerede über 'Anarchismus' kennt, das unter Juristen üblich war (Stammler, Eltzbacher), wird das besser verstehen als andere."
(Hansjörg Viesel: Jawohl, der Schmitt. Berlin, 1988, S. 10)
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... Prof. Schrenck-Notzing, den er durch Dr. Gross kennt ...
Fritz Mierau schreibt: "Dort [in München] will Jung Prof. Schrenck-Notzing aufsuchen, den er durch Dr. Gross kennt und dessen Arbeiten ihm die Beziehung zu seiner verstorbenen Schwester deutlich gemacht hatten." (Fritz Mierau, Das Verschwinden von Franz Jung. Stationen einer Biographie. Hamburg: Ed. Nautilus 1998, S. 29f.)
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Weiterlesen: ... Prof. Schrenck-Notzing, den er durch Dr. Gross kennt...
1901 habe ich (...) als Schiffsarzt gedient
"1901 habe ich auf der Hamburger Dampferlinie 'Kosmos' als Schiffsarzt gedient." (Otto Gross, Curriculum vitae, Graz Weihnacht 1904) Was läßt sich über die "Kosmos" und den Einsatz von Otto Gross auf den Schiffen der Linie ermitteln?
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Wie ein alter Ägypter - Sigmund Freud über Methode und Schriften des Otto Gross
Im Londoner Freud Museum sind Teile der Bibliothek Sigmund Freuds erhalten, darunter drei Schriften von Otto Gross. Das Exemplar der Monographie "Das Freudsche Ideogenitätsmoment und seine Bedeutung im manisch-depressiven Irresein Kraepelins" enthält eine handschriftliche Anstreichung Freuds, auf die unten näher eingegangen wird. In welchem Umfang hat Sigmund Freud überhaupt - so weit dies heute rekonstruierbar ist - das Werk von Otto Gross rezipiert?
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Weiterlesen: Wie ein alter Ägypter - Sigmund Freud über Methode und Schriften des Otto Gross
Otto Gross als Dr. Hoch
Dr. Hoch hielt den Kopf schief und zog das Pulver durch die Nase hoch, wobei er mir zuwisperte: "Sie elender Verdränger. Sie, man wird sie noch zum Tode verurteilen müssen wegen unauflösbarer Komplexe."
(Johannes R. Becher: Abschied. Berlin und Weimar 1975, S. 345)
Bemüht, wie ein normaler Mensch zu schreiten, führte er die einzelnen Phasen jedes Schrittes so exakt aus, daß der Gang wie ein gespenstischer Tanz erschien, als sei der Körper innen mit Drähten durchzogen, die irgend jemand, vielleicht auf den Dächern drüben, in diese unheimliche verlangsamte Bewegung setzte.
(Ebda, S. 350-51)
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Hermann Zafita über Otto Gross
Dr. Otto Groß, 41 Jahre alt, übermittelgroß, schlank, sehr vorgebeugte Körperhaltung, schwebenden, schiebenden Gang, starren Blick, glatt rasiert, bleich, eingefallen, durchfurchtes, sommersprossiges Gesicht, gebogene, gekrümmte Nase, ziemlich lange, gekrauste, blonde, melierte Haare, grau-schwarzen Anzug und grauen Hut.
(Vernehmung Hermann Zafita. Stadtrat Graz als Sicherheitsbehörde am 19. Juni 1918, StLA: BG Graz I, P-IX-20/1914, Bl. 493r u. v)
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Otto Gross als Gebhart
"Gebharts Worte, seine Gesten, seine Manieren zeigten trotz der Einwirkung des Kokains eine gründliche Abgewogenheit und einen Edelmut, die ihn hoch über das Gewimmel des Säulensaals erhoben. Das zerlittene Gesicht bewies, daß der Mann, wie jede vornehme Natur, alles bar bezahlt hatte."
(Franz Werfel: Barbara oder die Frömmigkeit. Berlin, Wien, Leipzig 1919, S. 458)
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Graz
“Nach dem schrecklichen Vater von Otto Groß ist in Graz eine Straße (oder Gasse) benannt.” (Heimo Gruber, Mail vom 6. Februar 2003). Das stimmt: die Hans-Groß-Gasse.
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Frieda Weekley - Otto Gross' “Frau der Zukunft”
Das Frauenbild des Otto Gross - läßt sich ablesen aus seinen Schriften - läßt sich insbesondere aber rekonstruieren aus seinen tatsächlichen Beziehungen zu Frauen. Ich bin nicht angetreten, dieses Bild hier zusammenfassend darzustellen, sondern will mich auf seine Beziehung zu Frieda Weekley konzentrieren. Die Frau der Zukunft des Otto Gross - wie ich sie hier darzustellen versuche - ist also die Rekonstruktion eines Frauenbildes, das Gross selbst als das der "Frau der Zukunft" (1) bezeichnet, und die er selbst, wie er in seinen Briefen an Frieda Weekley schreibt, in ihr "lebend gesehen, lebend geliebt" (2) hat.
Die Briefe, auf die ich mich beziehe, sind ungefähr in den Jahren 1907 bis 1908 geschrieben worden und überliefert, wenngleich auch mit der - für die Forschung - hinderlichen Begleiterscheinung, daß sie von Gross nicht datiert wurden. Die Empfängerin Frieda Weekley hat sie später, als Zeugnis ihrer eigenen Entwicklung und Befindlichkeit, an ihren Ehemann Ernest geschickt, nachdem sie diesen im Jahre 1912 verlassen hatte, um fortan mit D. H. Lawrence zu leben.
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