Er (Jahrgang 1955) sagt von sich, dass niemand mehr Fernsehsender gegründet hat, als er. Mag sein, dass das stimmt. Ich kenne ihn seit meiner wildbewegten Zeit in Obernkirchen, hatte ihn für unser Vietnamkomitee agitiert, mit seinem Bruder Hans-Peter, früh verstorben, war ich gleichfalls gut bekannt, Typ "Großer Bruder", der ihm aus Berlin, wo er Nachrichtentechnik studierte, die "Rote Fahne" der KPD nach Obernkirchen als Streifbandzeitung zukommen ließ, der Postbote wird das gut im Ort bekannt gemacht haben. Dass seine Mutter im Zentrum der Bergstadt ein Kurzwarengeschäft unterhielt, wusste ich nicht ("Was solltest Du auch in einem Kurzwarengeschäft!?"), der Vater, eigentlich Tischler, war lange Jahre in Bückeburg bei der NAAFI, die die Angehörigen der britischen Streitkräfte und ihre Familien mit Waren des täglichen Bedarfs versorgte.

Durch einen Schulversuch landete er als Realschüler auf dem Bückeburger Adolfinum - legendär die Episode vom ersten Elternabend, bei dem die Eltern erfuhren, dass er nach Ansicht des Klassenlehrers Dr. Putjenter "introvertiert" sei und die Eltern am nächsten Morgen von ihm erwarteten, das sofort zu beenden - wo er auch das Abitur machte. Obwohl dem ungewollten Wehrdienst entgangen, landete er in (West-)Berlin, studierte erst Flugzeugtechnik(?), dann Wirtschaftsingenieurwesen und kam bis zum Vordiplom, war Tutor in Logistik. Nebenbei Bassist in etlichen Bands - unter anderem auch bei "Ulli Zelle und die grauen Zellen" - kam er in Kontakt zu Leuten von Radio Luxemburg, die jemanden für die Studiotechnik der Morgensendung brauchten. Bald lag die Produktion von "Jinglern", Gags, für die Sendungen in seiner Hand, aus einer Woche Arbeit wurden zwei, drei, ... Bald kam die Frage: "Wir machen Fernsehen, wer macht mit?" Das ließ er sich nicht zweimal sagen und landete bei RTL Plus, zunächst ohne eigene Frequenz, gesendet wurde von Luxemburg aus über das Saarland und die Eifel. Dann kam das erste deutsche Frühstücksfernsehen 1987 und er wurde Redakteur, Redaktions- und Programmleiter.

Stolz ist er zu Recht auf einen Coup beim Mauerfall 1989: Zusammen mit Michael Bach wollte er unbedingt Stimmen aus Ostberlin ins Frühstücksfernsehen bringen - und von Luxemburg aus konnte man direkt in die DDR telefonieren. Endlich mit der Redaktion der "Aktuellen Kamera" verbunden, galt es nun, eine Live-Schaltung zu realisieren. Nach Zustimmung durch die European Broadcasting Union (EBU) stand endlich die Leitung über Berlin, Prag, Wien, Paris und schließlich Luxemburg und nach einem Hänger in Paris hatten sie den stellvertretenden Chefredakteur Götz Förster vor der Kamera.

Von Luxemburg ging es für ihn zurück nach Berlin, inzwischen im Beirat von RTL. Kein Unbekannter mehr in der Branche, wurde er von der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) angeworben, gründete in deren Auftrag RTL Polen und Ungarn, kam zur Produktionsfirma "Das Redaktionsbüro", bevor er 2006 für die IKO Media Group des Medienunternehmers Tamás Rákosi Sportklub in Ungarn ins Leben rufen konnte, der bald auch in Rumänien, Polen, Serbien, Slowenien und Kroatien auf Sendung ging.

Zwischenstation Modern Times Group (MTG) in London - für die er als "Head of Free TV" verantwortlich wurde und Sender in Norwegen, Schweden, Estland, Lettland und Litauen etablierte.

Ralfs nächste Station war Eleven Sports, für die er eine multinationale Gruppe von Sportfernsehkanälen realisierte, ehe er bei United Media (eines der größten Medienunternehmen in Südosteuropa) in Luxemburg im Leadership landete (arrow www.unitedmedia.net/leader/ralf-manthey/), wo er weiterhin mehr als Brötchen verdient.

Die ganze Medienblase durfte ich bei der Feier zu seinem 66. Geburtstag in Augenschein nehmen, der standesgemäß im Clubrestaurant am Wannsee begangen wurde - und war erstaunt: Kaum bekannte Gesichter, aber eine Riesentruppe, weil - so Ralf - 98 Prozent der Leute hinter der Kamera agieren! Ralf ließ es sich natürlich nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit zusammen mit ein paar Leidensgenossen (haha!) ein paar Stücke vorzutragen, er natürlich auf seiner 1966er Fender Precision, die der Snob in Andys Guitar Shop in London (arrow www.andyguitar.co.uk/) für 3.000 £ (ein Schnäppchen!) erworben hat. Was hat man sonst noch so? Zirka 600 Flaschen Whiskey als Investition in die Altersversorgung!

Ja, und so bleibt die Frage, ob der Weltenbummler auf seine alten Tage und im demnächst fälligen Rentenalter in den Osten - wohin es seine Lebensgefährtin zieht - oder ins Schaumburgische verschlagen wird? Noch ist nix entschieden, aber Schaumburg würde der Weltenbürger und es ihm zweifellos gut zu Gesicht stehen! Wir könnten ja weiterhin zusammen online Skat spielen, aber hin und wieder dann auch zusammen im Bückeburger "Minchen" abhängen - oder bei Mantheys zuhause, wie neulich.

Bei Mantheys zuhause