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Name:
Birkenhauer, Erich (auch: Belfort, Erich)
Geboren:
21. Januar 1903, Essen
Bio:

Besuchte bis 1922 das Lehrerseminar, ohne seine Ausbildung zu beenden. 1919 Mitglied der FSJ, er und sein Bruder Wilhelm traten 1924 der KPD bei. Ende 1925 war er Leiter des UB Essen des KJVD. Anfang 1928 Redaktionsvolontär, anschließend Lokalredakteur an der "Niederrheinischen Arbeiterzeitung" in Duisburg, Ende 1928 politischer Redakteur. Von Oktober 1929 bis Oktober 1930 saß Birkenhauer wegen "literarischen Hochverrats" in der Festung Gollnow und im Gefängnis Bielefeld. Im November 1930 wurde er Agitpropsekretär der BL Ruhrgebiet, ab März 1931 Nachfolger von Albert Norden als Chefredakteur des "Ruhr-Echos". Birkenhauer übersiedelte im Mai 1932 nach Berlin und gehörte neben Werner Hirsch und Heinrich Meyer zu jenen engen Mitarbeitern Ernst Thälmanns, welche auf die Politik der KPD großen Einfluß hatten. Nach einem Treffen mit Herbert Wehner und Sepp Schwab wurde Birkenhauer am 3. März 1933 verhaftet. Bei seiner Vernehmung erklärte er: "Ich bin heute in Berlin aus Essen angekommen, traf einige Freunde und bin dann zur Wohnung Thälmanns in der Lützowstr. 9 verwiesen worden. Darüber, mit wem ich in Essen zu tun gehabt habe, möchte ich nichts sagen. Die Bezeichnung 'Sekretär' des Herrn Thälmann ist dahingehend zu verstehen, daß ich einer seiner Mitarbeiter bin." Birkenhauer saß bis zum 22. September 1933 im Polizeipräsidium Berlin, in Berlin-Plötzensee und im KZ Sonnenburg. Er war als Zeuge zum Reichstagsbrandprozess geladen, erschien aber nicht. Birkenhauers Aussage in der Voruntersuchung belastete allerdings Ernst Torgler im Reichstagsbrandprozess: Um nicht selbst in Verdacht zu geraten, hatte Birkenhauer die Unwahrheit gesagt und damit Torgler schwer geschadet. Birkenhauer emigrierte im Oktober 1933 zunächst nach Paris, wo er bis Februar 1935 Sekretär bzw. Mitarbeiter beim ZK war. Er schloss sich Ende 1934 der Mehrheit des Politbüros unter Hermann Schubert und Fritz Schulte an. Vor dem VII. Weltkongress und der "Brüsseler Konferenz" 1935 kapitulierte er und erklärte Pieck gegenüber seinen Bruch mit der "Sektierer-Clique". Im Juli 1935 wurde er Sekretär des Internationalen Thälmann-Befreiungskomitees in Paris. Birkenhauer musste im Juni 1937 zur Berichterstattung nach Moskau, wurde dort im November 1937 verhaftet, am 1. Dezember 1937 aus der Partei ausgeschlossen und am 21. Juli 1939 durch das MKOG zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt. Während der NKWD-Haft hatte er einen Antrag auf Ausreise nach Deutschland gestellt. Bei erneuter Verhandlung seiner Angelegenheit am 8. September 1941 wurde Erich Birkenhauer vom gleichen Gremium zum Tode verurteilt und am 11. September 1941 im Wald von Orjol erschossen. 1958 durch das MKOG "rehabilitiert".

Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=4078
Literatur:

Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 16; Mensing, Wilhelm: Von der Ruhr in den GULag. Opfer des Stalinschen Massenterrors aus dem Ruhrgebiet. Essen: Klartext, 2001, S. 181-183; Schmidt, Ernst: Lichter in der Finsternis. Essener Opfer der Stalin-Ära, oppositionelle Linke und Fahnenflüchtige 1933-1945. Bd. 3. Essen: Klartext, 1994, S. 107-114

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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