"(…) Ferner gehörten zum Tat-Kreis der Maler und Zeichner Robert Scheidegger, geb. 1882 in der Schweiz; der Schriftsteller Ludwig List, geb. 1883 in Österreich [...], der Kunstmaler Juan Babtist Carbonel aus Barcelona, geb. 1880, der Kunstzeichner Eduard Schiemann, geb. 1885 in Rußland, der Zeichner Ernst Frick, geb. 1881, der stud.phil. Alexander Schmied, der praktische Arzt Dr. med. Ludwig Arthur, geb. 1874 [...], der Student und Schriftsteller Friedrich Klein, geb. 1882 [...], der künftige Maler Georg Schrimpf, geb. 1889 [...], der Schriftsteller Oskar Maria Graf, geb. 1894 [...] und der Student der Nationalökonomie und Literat Franz Jung, geb. 1888 [...].“ (Linse, Organisierter Anarchismus im deutschen Kaiserreich von 1871, S. 94 FN 81)
Die summarische Aufzählung der beteiligten Protagonisten in Ulrich Linses Schrift "Organisierter Anarchismus“ ist ein wenig irreführend, denn tatsächlich sind längst nicht alle an der Gruppe "Tat“ beteiligten Personen genannt. Außerdem sind die genannten nicht zeitgleich aktiv. Immerhin: Eduard Schiemann, mit dem ich mich vordringlich beschäftigen werde, ist dabei, der zweite Hauptakteur meiner Darstellung - Otto Gross - bleibt ungenannt und spielt doch im Leben Erich Mühsams und bei der Entwicklung der Gruppe "Tat“ eine nicht unbedeutende Rolle.
Verweilen wir zunächst bei Schiemann, der in den Tagebüchern Erich Mühsams nur an zwei Stellen auftaucht: Am 25. September 1910 finden wir ihn dort - wenig schmeichelhaft von Mühsam als "Hochstapler und ehemaligen Kulturgründer" tituliert - und am 27. Februar 1912 - "in aller Länge wieder aufgetaucht" - mit Mühsam in München friedlich beim Billard vereint. Die Charakterisierung Schiemanns ist kurz, mysteriös und typisch ironisch: Was sich hinter der Formulierung "Hochstapler und ehemaliger Kulturgründer" verbirgt, bleibt einigermaßen unklar (auch Mühsam-Biograph Chris Hirte wusste aktuell keinen Rat), immerhin wissen wir, dass Schiemann fast zwei Meter groß war und insofern Grund hatte, "in aller Länge“ wieder aufzutauchen.