- Name:
- Schreiner, Johann (auch: Richter, Karl)
- Geboren:
- 26. April 1902, Glanz (Bezirk Leibnitz, Steiermark)
- Bio:
- Johann Schreiner wurde 1902 in Glanz im Bezirk Leibnitz in der Steiermark geboren. Er stammte aus einer Kleinbauernfamilie, verzichtete aber als Erbberechtigter auf die Übernahme des Bauernhofes. 1919 trat er in die Volkswehr ein und nahm an den Kämpfen an der jugoslawischen Grenze teil. Während seiner Dienstzeit trat Schreiner in Leibnitz der KPÖ bei, aber kurz darauf wieder aus. 1921 schloss er sich abermals den Kommunisten an, als er beim Bahnbau in Deutschlandsberg beschäftigt war. Er wurde dann Mitglied der KPÖ-Organisation in Seegraben (ein Stadtteil von Leoben), wo er als Bergmann arbeitete, und in Graz-Umgebung. Mehrmals wurde er verhaftet und zu Arreststrafen verurteilt. Er war oft arbeitslos und hatte im Zeitraum 1922-1936 lediglich vier Jahre lang einen festen Arbeitsplatz. Infolge einer neuerlichen Verhaftung wurde ihm 1930 die Betriebserlaubnis für ein Obstgeschäft in Graz entzogen, im folgenden Jahr verlor er aufgrund der Vorstrafen den Führerschein. Im Februar 1934 schloss er sich den Schutzbündlern im Bezirk Leoben an, nahm jedoch an den Kämpfen nicht teil. Schreiner war in der Folge aktiv im Widerstand und zuletzt Kreisleiter der KPÖ im Bezirk Leoben. Um seiner Verhaftung zu entgehen, flüchtete er im Februar 1936 mit Bewilligung der KPÖ nach Prag und wurde im April 1936 nach Moskau kommandiert, um unter dem Decknamen Karl Richter an der Internationalen Lenin-Schule (ILS) zu studieren. Im Gegensatz zu den meisten in dieser letzten Klasse des österreichischen Sektors der Schule, die im Frühjahr 1938 geschlossen wurde, war Schreiner nie Sozialdemokrat gewesen - es fehlte ihm anscheinend der Eifer des Konvertiten. Er war auch etwas älter als andere Kursteilnehmer und machte oft kritische oder sarkastische Bemerkungen, die später als antisowjetisch ausgelegt wurden. Viele seiner Äußerungen sind nachvollziehbar, beispielsweise sein Ärger darüber, dass seiner Familie in der Steiermark die versprochene finanzielle Unterstützung durch die Komintern fast ein Jahr lang vorenthalten wurde. Es wurde ihm auch vorgeworfen, beim Kesseltreiben im österreichischen Sektor gegen Arnold Reisberg und Eduard Lange seine "Meinung nie geäußert zu haben". Auch Details aus seiner Autobiographie wurden in Frage gestellt, etwa seine Beitritte zur KPÖ Anfang der zwanziger Jahre oder sein angeblicher Dienst bei der holländischen Handelsmarine im Fernen Osten. Führend beteiligt an der Untersuchung gegen Schreiner war Othmar Strobl (Kurt Krebs), vormals Organisationssekretär des KJV (1930), politischer Leiter der KPÖ in Wien-Ottakring (1934-1935) und Kreisleiter (1936) in Wien. Schreiner und Strobl hatten mehrere Auseinandersetzungen, die - neben anderen aus dem Kreis der Schüler kolportierten und ebenfalls belastenden Aussagen - bei der zweitägigen Versammlung (31. August und 2. September 1937) als Grundlage für die Relegierung Schreiners von der Internationalen Lenin-Schule dienten. Johann Täubl übergab am 31. Oktober 1937 das Belastungsmaterial an die IKK (Internationale Kontroll-Komission), die Schreiner am 28. November 1937 als Feind der Partei und des Volkes aus der KPÖ ausschloss. Schreiner wurde am Abend des 6. November 1937 auf dem Platz vor dem Bolschoj-Theater angehalten und in die Lubjanka geschafft, offiziell am 20. November 1937 wegen Spionage verhaftet. Bei den Verhören nahmen die Auseinandersetzungen an der ILS einen zentralen Platz ein. Am 23. Dezember 1937 wurde Johann Schreiner zum Tode verurteilt und am 19. Januar 1938 in Butowo bei Moskau hingerichtet.
- Web:
- www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-s/schreiner-johann
- Literatur:
Köstenberger, Julia: Kaderschmiede des Stalinismus. Wien: LIT Verl., 2016, S. 295, 303, 305, 356, 357, 393, 438, 476
Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Korrekturempfehlungen oder Ergänzungen: