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Name:
Steinberger, Nathan, Dr.
Geboren:
16. Juli 1910, Berlin
Bio:
Wuchs als jüngstes Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf. Unter dem Einfluß seines älteren Bruders Adolf, der später in einem KZ ermordet wurde, schloß er sich zunächst der jüdisch-sozialistischen Jugendbewegung an. 1924 Mitglied der KJD, beteiligte sich am Aufbau der \"Kommunistischen Pennälerfraktion\" und des Sozialistischen Schülerbunds SSB. Da seine Ortsgruppe die Auffassungen von Karl Korsch teilte, wurde sie 1926 zeitweilig aus dem KJVD ausgeschlossen. 1926/27 gehörte Steinberger der Reichsleitung des SSB an und trat 1928 in die KPD ein. Nach dem Abitur 1929 zunächst Studium an der medizinischen Fakultät, dann Wechsel zur Nationalökonomie, wo er seine spätere Frau Edith Steinberger, geborene Lewin (* 21. Juni 1908 - gest. 2. Februar 2001), kennenlernte. Er spezialisierte sich auf Agrarwissenschaft und arbeitete u. a. mit Karl Wittfogel zusammen, auf dessen Empfehlung er vor Beendigung seines Studiums 1932 nach Moskau an das Agrarinstitut berufen wurde. Steinberger promovierte 1935 zum Thema \"Die Agrarpolitik des Nationalsozialismus\". 1936 aus dem Agrarinstitut entlassen, er war bemüht, seine Familie (1935 war Tochter Marianne geboren) mit Deutschunterricht über die Runden zu bringen. Am 30. April 1937 vom NKWD festgenommen und am 28. Juli 1937 wegen »konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit\" zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, war bis 1946 im Lager Kolyma, dann noch bis 1955 als Verbannter in Magadan. Edith Steinberger wurde 1941 verhaftet, bis 1946 im Arbeitslager bei Karaganda, dann verbannt, sie durfte 1952 zu ihrem Mann nach Magadan. Die im Jahre 1941 sechsjährige Tochter war von einer befreundeten Familie aufgenommen worden und sah ihre Eltern erst 1952 wieder. Nathan und Edith Steinberger kamen Ende 1955 nach Ost-Berlin, er arbeitete zunächst bei der SPK und ab 1960 als Professor an der LPG-Hochschule in Meißen, ab 1964 an der Hochschule für Ökonomie in Ost-Berlin. Nathan Steinberger starb am 26. Februar 2005 in Berlin.
Web:
kommunismusgeschichte.de/biolex/article/detail/steinberger-nathan-29/
Literatur:
Kessler, Mario: Ossip K. Flechtheim: politischer Wissenschaftler und Zukunftsdenker (1909-1998). Köln: Böhlau, 2007, S. 34; Weber, Hermann, Jakov Drabkin & Bernhard H. Bayerlein (Hrsg.): Deutschland, Russland, Komintern - Dokumente (1918-1943). Berlin: de Gruyter, 2015, S. 1250-1251; Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 228

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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