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Name:
Süßkind, Heinrich (auch: Heinrich, Kurt)
Geboren:
30. Oktober 1895, Kolomea
Bio:
Sohn eines Rabbiners und Gutpächters. Süßkind, der deutsch erzogen wurde, besuchte das Gymnasium und übersiedelte 1914 nach Wien, wo er das Abitur ablegte und anschließend Rechtswissenschaften, Ökonomie und Philosophie studierte. Er kam im Dezember 1918 nach Deutschland, wohnte hier zunächst bei seiner Schwester in Leipzig, dann belegte er in Tübingen evangelische Theologie und Geschichte. Hier Mitbegründer einer kommunistischen Studentengruppe, übernahm die Chefredaktion der \"Politischen Rundbriefe\", die von der FSJ herausgegeben wurden, und nahm als Vertreter dieser Studentengruppe an der Bezirkskonferenz in Stuttgart teil. Im Herbst 1919 schloss sich Süßkind der KPD an, wurde wegen seiner politischen und vor allem propagandistischen Arbeit im November 1919 aus Württemberg ausgewiesen. In Frankfurt/M. übernahm er auf Veranlassung von Clara Zetkin und Wilhelm Pieck das Sekretariat der Zeitschrift \"Internationale\". Der hochgebildete junge Mann kam nach Berlin, lebte illegal und wurde unter dem Namen Heinrich politischer Redakteur der \"Roten Fahne\". Nach der März-Aktion musste er Berlin verlassen und erhielt den Auftrag, die starke KAG-Gruppe in Köln zu zerschlagen. Er wurde Chefredakteur der \"Sozialistischen Republik\" in Köln, kam aber wieder nach Berlin, zunächst stellvertretender Chefredakteur der \"Roten Fahne\". Am 1.Dezember 1921 Nachfolger Ernst Meyers als Chefredakteur des kommunistischen Zentralorgans. In dieser Funktion nahm er auch an Zentrale-Sitzungen teil. Nach politischen Zusammenstößen vor dem Zirkus Busch im November 1922 in Berlin festgenommen, zu drei Wochen Gefängnis verurteilt und als russischer Staatsangehöriger dann aus Deutschland ausgewiesen. Süßkind reiste nach Riga, war dort einige Zeit für die Komintern tätig; anschließend Redakteur in Moskau. Schon im Frühjahr 1923 kehrte er nach Deutschland zurück, übernahm wieder die Chefredaktion der \"Roten Fahne\". Bereits im Juni 1923 abgelöst und durch August Thalheimerersetzt, schickte ihn die Zentrale als Redakteur nach Leipzig. 1924 schwenkte er zu den Linken über, wurde Chefredakteur in Chemnitz und kämpfte gegen die Brandler-Anhänger. Nach dem \"Offenen Brief\" 1925 wurde Süßkind nach Berlin berufen, Mitarbeiter in der Redaktion der \"Roten Fahne\". Er gehörte 1926 zu den Wortführern der Chemnitzer Linken, ging aber 1927 zur Thälmann-Gruppe. Auf dem XI. Essener Parteitag 1927 als Kandidat ins ZK gewählt, erneut zum Chefredakteur der \"Roten Fahne\" berufen, wurde Süßkind auch Kandidat des Polbüros. Er trennte sich im Herbst 1927 von der Thälmann-Gruppe, schloss sich den Versöhnlern an und war während der Auseinandersetzungen von 1928 als Kurt einer ihrer Führer. Als er auf Betreiben Ernst Thälmanns schon im Februar 1928 abgelöst werden sollte, gelang es den Versöhnlern, ihn zu halten. Aber nach der Wittorf-Affäre wurde er doch aus der \"Roten Fahne\" entfernt. Süßkind, an einer Rippenfellentzündung für längere Zeit schwer erkrankt, kapitulierte vor dem ZK, erhielt keine hauptamtliche Funktion mehr und musste vom Verdienst seiner Frau - die bei der \"Inprekorr\" tätig war - leben. Er war in seiner Straßenzelle insgeheim für die neue Gruppe der Versöhnler aktiv und stand in enger Verbindung zu Karl Volk. Nach 1933 ging er mit seiner tschechischen Frau zunächst nach Prag, dann in die Sowjetunion und war in der Komintern beschäftigt. Bereits Anfang 1935 wurde er durch das ZK der KPD und die IKK der Komintern wegen Kontakten zu dem Ende Dezember 1934 verhafteten Komintern-Mitarbeiter Lajos Mildorf (Magyar) auf ein Jahr aus der KPD ausgeschlossen, im Juni 1936 zwar Wiederaufnahme, doch wenige Wochen später, am 3. September 1936, folgte der erneute Ausschluß. Süßkind war bereits am 9. August 1936 vom NKWD verhaftet worden. Nach über einem Jahr grausamer Verhöre wurde er am 3. Oktober 1937 vom Obersten Militärkollegium als Versöhnler, \"Trotzkist\" und wegen Verbindung zur \"Terrororganisation\" der Rechten zum Tode verurteilt, obwohl er im Prozess die Hauptvorwürfe bestritt und sich für \"nicht schuldig\" erklärte. Heinrich Süßkind wurde noch am gleichen Tag, am 3. Oktober 1937, erschossen. Süßkinds Frau sagte sich öffentlich von ihm los, wurde zur Arbeit in die Tschechoslowakei geschickt, wo sie während der deutschen Besetzung ums Leben kam.
Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=5262
Literatur:
Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 13, 233; Lukács, Georg, Johannes R. Becher, Friedrich Wolf u.a.: Die Säuberung. Moskau 1936: Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1991, S. 87

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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