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Name:
Tieke, Anna, geb. Wittenburg
Geboren:
11. November 1898, Rixdorf
Bio:
Tochter eines Tischlers. Kontoristin, seit 1911 in der Arbeiterjugend, von 1917 bis 1922 Mitglied der USPD. Ab 1925 in der KPD, in der Frauenabteilung des Berliner UB Süd, im RFMB und im AM-Apparat der BL Berlin-Brandenburg eingesetzt. Im Oktober 1931 übersiedelte sie mit ihrem Mann Rudolf und den drei Kindern Rudolf (* 3. Oktober 1916), Günter (* 22. Juni 1918) und Ursula (* 11. Januar 1921) in die Sowjetunion. Zunächst in Chosta/Kaukasus, seit 1935 in Leningrad, zuletzt Näherin in einem Kindergarten. Im Oktober 1937 wurde ihr von den Nazi-Behörden die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Sie wurde am 5. November 1937 gemeinsam mit ihrem Sohn Rudolf vom NKWD verhaftet (mit dem üblichen Vorwurf, seit 1931 Gestapo-Agentin gewesen zu sein). Beide wurden dann beschuldigt, einer "faschistisch-terroristischen trotzkistischen konterrevolutionären Organisation" angehört sowie "konterrevolutionäre und faschistische Propaganda unter deutschen und österreichischen Emigranten betrieben zu haben". Anna Tieke und ihr Sohn Rudolf wurden am 15. Januar 1938 in Leningrad erschossen. Die jüngeren Kinder Günter und Ursula durchlitten schwere Jahre der Verbannung. Ihr Mann Rudolf (* 19. Oktober 1895, gest. 8. März 1989) war Gärtner, später Chemiearbeiter, seit 1917 in der USPD, von 1920 bis 1922 in der SPD und ab 1925 Mitglied der KPD. Er war ebenfalls für den AM-Apparat der BL Berlin-Brandenburg tätig. Bereits am 3. September 1937 vom NKWD verhaftet, zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt und bis 1947 im Gulag in den Gebieten Kotlas, Workuta und Archangelsk. 1949 erneut festgenommen, Zwangsansiedlung im Gebiet Krasnojarsk, durfte er im März 1956 in die DDR ausreisen. Im Juni 1956 wurden Anna und ihr Sohn Rudolf Tieke posthum sowie ihr Mann Rudolf durch die SED rehabilitiert.
Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=5297
Literatur:

Schindler, Anja: Unbegründet verhaftet und erschossen. Anna Tieke (1898-1938). In: Plener, Ulla (Hrsg.): Leben mit Hoffnung in Pein. Frankfurt (Oder) 1997, S. 13-34; Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 237

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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