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Name:
Döberl, Gustav
Geboren:
2. Juni 1908, Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich)
Bio:

Gustav Döberl war der Sohn eines Schmiedes aus Waidhofen an der Ybbs (Mostviertel). Er machte 1922-1928 eine Lehre als Metallarbeiter und fand anschließend eine Beschäftigung in der Automobilabteilung der Steyer Werke. 1928-1929 arbeitete er als Schablonenmacher bei der Werkzeugfabrik Böhler im Ybbstal. Als er arbeitslos wurde, wanderte er nach Frankreich aus. Dort arbeitete er in Lille 1929-1931 im Peugeot-Werk und wurde dann wieder arbeitslos. 1930-1931 fand er eine Beschäftigung bei Citroёn in Paris. Nach der Rückkehr nach Österreich war er Schilehrer an einer Schischule bei Innsbruck. 1933 verbüßte er eine mehrmonatige Kerkerstrafe wegen Betätigung für die KPÖ. Im Februar 1934 nahm er an den Kämpfen in Waidhofen a.d. Ybbs teil und flüchtete in der Folge in die ČSR. Döberl war Mitglied der SAJ ab 1922, des Schutzbundes bis 1929, der KPÖ ab 1928 (oder 1929) bzw. der KPF. Nach der Emigration nach Russland im November 1934 war Döberl von 1934 bis 1936 Lehrer an der N.M. Švernik-Gewerkschaftshochschule für Leibeserziehung und Sport in Moskau, im Sommer Leiter der Instrukteursschule für Alpinismus der sowjetischen Gewerkschaften (Vsesojuznyj central'nyj sovet professional'nyh sojuzov - VCSPS) im Nordkaukasus. Nach der Auflösung der Hochschule wurde er Angestellter des VCSPS als Oberinstrukteur für Alpinismus und alpinen Schilauf. Nach der Wintersaison 1937 war er als Oberinstrukteur für Schisport bei den Sportvereinen Nauka und Rodina tätig. Döberls freiwillige Meldung zu den Internationalen Brigaden wurde 1937 abgewiesen und, obwohl die Kaderüberprüfungskommission der KPÖ ihn positiv bewertete ("Verbleib ermöglichen"), führte der Kaderleiter Uccusic (Urban) Verdacht erregende Kontakte mit "bürgerlichen" Sportvereinen gegen ihn an. So hatte Döberl beispielsweise Kontakt mit einer Delegation des Österreichischen Alpenvereins gehabt: Der Alpenverein wollte Daten über den Sport in der UdSSR von ihm haben, Döberl verwies den Alpenverein an seinen Arbeitgeber, den Gewerkschaftsverband VCSPS. Diese Kontakte könnten ein Grund für seine Verhaftung gewesen sein. Döberl wurde am 4. Februar 1938 im Hotel Sovetskaja in Moskau verhaftet und verbüßte drei Jahre in Untersuchungshaft. Er hätte entsprechend einem Urteil vom 7. Dezember 1939 an Deutschland ausgeliefert werden sollen, weigerte sich aber mit dem Argument, weder in der Wehrmacht kämpfen noch in der deutschen Rüstungsindustrie arbeiten zu wollen. In der Folge wurde er am 4. November 1940 zu einer fünfjährigen Lagerstrafe verurteilt, die er im Kraslag (Gebiet Krasnorjarsk) verbüßte. 1944 verlor er bei einem Arbeitsunfall im Sägewerk des Lagers seinen rechten Arm. Seine Lagerstrafe wäre 1943 ausgelaufen, weil aber während des Krieges keine Häftlinge entlassen wurden, wurde er nicht freigelassen. Selbst nach Kriegsende musste er bis 1947 warten. Im März 1947 kehrte Gustav Döberl zu seiner in Nal'čik wohnenden Familie zurück und nahm seine Trainertätigkeit in den Gewerkschaftssportverbänden Lokomotiv und Spartak wieder auf. Anfang 1951 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft. 1954 konnte er mit seiner Familie nach Intervention der KPÖ nach Wien ausreisen, wo er bis zum Staatsvertrag in einem USIA-Betrieb beschäftigt war. Danach fand er keine passende Stellung, erhielt aber auch keine Invalidenrente, da der Unfall in Russland passiert war. Ob sein diesbezügliches Rentengesuch an den Obersten Sowjet erfolgreich war, ist nicht bekannt.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-d/doeberl-gustav
Literatur:

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Korrekturempfehlungen oder Ergänzungen:
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