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Name:
Figer, Eduard (auch: Römer)
Geboren:
26. Oktober 1902, Tvrdošin (Turdoschin, Slowakei)
Bio:

Eduard Figer wurde 1902 als Sohn eines Maurers geboren. Die jüdische Familie übersiedelte 1910 nach Wien, wo Eduard Figer von 1921 bis 1926 an einer technischen Lehranstalt eine Ausbildung als Ingenieur absolvierte. Da er in Österreich keine adäquate Beschäftigung fand, emigrierte er 1926 nach Frankreich, wo er beim Autokonzern Citroёn arbeitete und aktiv in der französischen KP tätig war. Figer ließ sich dann in die KPD überführen, als er 1928 an den Kölner Betrieb des Konzerns versetzt wurde. Obwohl Figer in der Partei unter dem Namen Römer aktiv war – u. a. schrieb er für die lokale Parteizeitung Sozialistische Republik -, wurde er entdeckt und entlassen. Er arbeitete später als Konstrukteur in einer Kölner Fabrik für Kesselbau. Verhandlungen mit sowjetischen Automobilexperten im Jahre 1929 nützte er, um einen Arbeitsvertrag beim Moskauer Autowerk AMO, das später als Stalin-Autowerk bekannt wurde, zu bekommen. Im Oktober 1929 übersiedelte Figer nach Moskau und wurde stellvertretender Leiter der Produktion. 1930/31 war er als Autoexperte bei der Berliner Handelsvertretung der UdSSR akkreditiert. Er kehrte dann nach fast einem Jahr nach Moskau zurück. Am 20. Februar 1936 nahm er die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Mit seiner Mutter und den drei Geschwistern in Wien blieb er in Kontakt; 1932 besuchte ihn die Schwester in Moskau, 1933 besuchte Figer die Mutter in Wien. 1937 wurde Figer aus der VKP (b), in die er aus der KPD übernommen worden war, wegen Mangels an Vertrauen ausgeschlossen: sein Vergehen war, dass er guten Kontakt zu zwei verhafteten Österreichern hatte, einer von ihnen war Hersch Nagler. Bis zu seiner Verhaftung am 3. März 1938 war Figer Ingenieur im Stalin-Autowerk. Er wurde der Spionage für Deutschland beschuldigt, man warf ihm vor, geheime technische Details einem Vertreter einer deutschen Firma übermittelt zu haben, außerdem habe er Sabotage an Maschinen im Autowerk verübt. Am 15. Juni 1938 wurde er dafür zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager zum Bau der nördlichen Eisenbahn deportiert, wo er in einer Sowchose als Forstarbeiter arbeiten musste. 1940 wurde er in ein Spezialgefängnis des NKVD verlegt, um als technischer Leiter in einer Gießerei des Rüstungsbereiches zu arbeiten. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde Figer am 20. September 1946 freigelassen. Er war bis Ende 1947 in einem Konstruktionsbüro des Innenministeriums in Leningrad tätig, kam dann nach Minsk, wo er eine leitende Stelle in einem Autowerk einnahm. Dort wurde Figer im Dezember 1948 erneut verhaftet und wegen der alten Spionagevorwürfe am 20. April 1949 zur Verbannung nach Dudinka (bei Noril'sk) im Hohen Norden verurteilt. 1955 wurde er rehabilitiert und auch wieder in die Partei aufgenommen. 1956 ging Figer in Pension (ab 1961 erhielt er eine zusätzliche Sonderpension) und kehrte nach Moskau zurück, wo er in den siebziger Jahren starb. Figers Wunsch, nach Österreich zurückzukehren, den auch KPÖ-Chef Koplenig unterstützte, wies das sowjetische Innenministerium im März 1947 zurück. Figers Frau Miriam (geb. 12. Dezember 1906), die 1914 mit ihren Eltern aus Polen nach Wien geflüchtet war, gehörte der KPD 1927-1929 und der VKP (b) 1929-1937 an. Sie arbeitete als Ingenieurin im Ministerium für Autoindustrie in Moskau. Wegen "Schwächung der Klassenwachsamkeit" - offenkundig im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Mannes - wurde sie aus der VKP (b) ausgeschlossen. Ihre Tochter Elena wurde 1937 geboren, sie studierte in den sechziger Jahren an der Moskauer Staatlichen Universität MGU.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-f/figer-eduard
Literatur:

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Korrekturempfehlungen oder Ergänzungen:
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