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Name:
Kippenberger, Hans (auch: Wolf, Ernst)
Geboren:
15. Januar 1898, Leipzig
Bio:

Besuchte der Sohn eines freireligiösen Predigers die Oberrealschule, war Volontär in einer Schnellpressenfabrik und meldete sich Anfang 1915 als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Er nahm als Offizier am Weltkrieg teil, wurde mehrmals verwundet und schied im Januar 1919 als Oberleutnant aus. Ab Frühjahr 1919 kaufmännische Lehre, anschließend Angestellter in Leipzig, ab Juni 1921 in Hamburg als Korrespondent bei verschiedenen Firmen (für englische, französische, italienische und spanische Sprache). Er schloss sich in Leipzig der USPD an und kam mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Kippenberger studierte ab Anfang 1922 als Werkstudent in Hamburg Nationalökonomie. Seit 1922 im Apparat der KPD, spielte er beim Hamburger Aufstand 1923 eine führende Rolle. Es war vor allem seiner Umsicht und militärischen Erfahrung zuzuschreiben, daß die Kommunisten einen geordneten Rückzug antreten konnten. Nach dem Aufstand lebte er, schwerverwundet, bis März 1924 illegal in Leipzig, floh dann in die Sowjetunion. In Moskau besuchte er sowohl eine Militärschule als auch die Kommunistische Universität der nationalen Minderheiten (KUNMW) des Westens. Ende 1924 kehrte Kippenberger zurück und lebte illegal (bis 1928) in Deutschland, von der Komintern mit dem Aufbau des AM-Apparates der KPD betraut. Obwohl er 1924/25 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft war, wurde er noch immer wegen des Hamburger Aufstandes polizeilich gesucht. 1928 kandidierte er für den Reichstag, während des Wahlkampfes zwar verhaftet, doch dann zum Abgeordneten gewählt, musste er freigelassen werden. Auf dem XII. Weddinger Parteitag 1929 als Kandidat ins ZK aufgenommen, leitete er auch weiterhin den AM-Apparat und blieb bis 1933 Reichstagsabgeordneter. Nach 1933, beim illegalen Aufbau der zerschlagenen KPD, übernahm der AM-Apparat wichtige Aufgaben, doch der Gestapo gelang es, das Informations- und Verteilersystem der KPD zu sprengen. Kippenberger, der als Leo wirkte, wurde fieberhaft von der Gestapo gesucht. Weil Kippenberger mit seinem Apparat die Widersacher Walter Ulbrichts im Machtkampf um die Führung der KPD unterstützte, wurde er von diesem scharf attackiert. Aufgrund der ständigen Angriffe Ulbrichts und Wilhelm Piecks, setzte das Politbüro am 12. Februar 1935 eine Kommission zur Untersuchung der Beschwerden gegen Kippenberger ein. Mit der Niederlage Hermann Schuberts und Fritz Schultes auf der "Brüsseler Konferenz" 1935 wurde Kippenberger entmachtet und nicht mehr in das neue ZK gewählt. Aus Paris in die Sowjetunion beordert, wurde er hier als Industriearbeiter in einen Moskauer Betrieb geschickt. Vom NKWD am 5. November 1936 mit seiner Lebensgefährtin Christina (Aenne) Kerff, geborene Lenderoth (auch: Brunner, Christina) im Moskauer Hotel Sojusnaja verhaftet. In einem Geheimprozeß wurde er der "Spionage und Teilnahme an einer konterrevolutionären terroristischen Organisation beschuldigt". Hans Kippenberger wurde am 3. Oktober 1937 erschossen.

Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=4570
Literatur:

Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 13; Grundmann, Siegfried: Der Geheimapparat der KPD im Visier der Gestapo - Das BB-Ressort. Berlin: Dietz Verl., 2008, S. 9, 23, 36, 40, 44, 48, 50, 85, 155-158, 202, 210, 249, 319, 334, 422, 469, 470

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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