„Mir brauchte man in meinem ganzen Leben
nur einen Befehl zu geben
und man hatte mich zur Todfeindin.“

(Ketty Guttmann, Der goldene Apfel, S. 16)

cover Ketty Guttmann oder: Eine Todfeindin der AutoritätenHamburg nach dem Ersten Weltkrieg: Die Not ist groß, die alte Ordnung zusammengebrochen, groß ist die Hoffnung auf revolutionäre Veränderungen. Für den Kommunismus und die Weltrevolution agitiert enthusiastisch Ketty Guttmann (1883-1967).

Lange vergessen, wird sie gerade durch zwei Veröffentlichungen neu entdeckt: In Robert Bracks Kriminalroman arrow»Schwarzer Oktober« um Klara Schindler schließt sich die 19Jährige begeistert für die Revolution den Kommunisten an und lernt die Frauenrechtlerin Ketty Guttmann kennen. Zuletzt hat Theodora Becker in arrow»Dialektik der Hure« an Ketty Guttmann als Herausgeberin der 1920 entstandenen Zeitschrift »Der Pranger. Organ der Hamburg-Altonaer Kontroll-Mädchen« erinnert, die Ketty Guttmann weit über Hamburg hinaus bekannt machte.

Der Arbeiterbewegung war sie zu feministisch, der bürgerlichen Frauenbewegung zu radikal. In der Arbeiterbewegung musste sie die Entstehung einer neuen Klasse von Funktionären erleben, deren Strategien zu den sozialen Bewegungen und ihrem Gerechtigkeitsgefühl in scharfem Gegensatz standen.

Unter der Losung »Los von Moskau« wandte sich Ketty Guttmann 1924 von der KPD ab und schloss sich rätekommunistisch-anarchistischen Gruppen an. Für die offizielle Arbeiterbewegung und ihre Geschichtsschreibung war sie damit zur Unperson geworden; wo existiert auch nur ein Foto von ihr?

Der Band zeichnet Ketty Guttmanns wichtigste Lebensstationen nach, gibt Einblicke in ihren Kampf gegen bürgerliche Sexualmoral und für die Rechte von Prostituierten und beleuchtet ihren Weg zur scharfen Kritikerin des Parteikommunismus der Zwischenkriegszeit. Es ist der Beginn einer Spurensuche, die auch manch Irritierendes aufklären kann.

Kt., 182 Seiten, 14 EUR

arrow ISBN/GTIN 978-3-320-02430-7

 

Aus dem Inhalt

Antiautoritär gegen Partei und Patriarchat

  • Wer ist Ketty Guttmann?
  • Von Hungen nach Hamburg
  • Der Pranger: Zwischen Selbstorganisation, Sozialpolitik und Revolution
  • Doppelmoral und Prostitution: Der Kampf gegen gesellschaftliche Heuchelei
  • Vom »Dirnenblatt« zur »Kampfschrift für Sexualkultur«
  • Die Partei, die Partei, ...
  • Die Märzaktion in Hamburg
  • Berlin – Wien – Moskau
  • Los von Moskau, Abschied vom Parteikommunismus
  • Neue Ufer
  • Ketty Guttmanns Abrechnung mit bolschewistischer Tyrannei
  • Transit
  • Hellsicht der Einsamen
  • Aus Männern Menschen machen

Texte von und zu Ketty Guttmann

  • Wie Klein-Janek sterben musste (1911)
  • Deine Hand Genossin! (1919)
  • Hut ab vor dem Kontrollmädchen! (1920)
  • Für ein Altersheim der Kontrollmädchen! (1920)
  • Lenin im Gespräch mit Clara Zetkin über Ketty Guttmann (1920)
  • Der Kampf gegen Unzucht und Heuchelei (1921)
  • Die Liebe des Philosophen (1921)
  • Los von Moskau (1924)
  • Materialien zur Arbeit: »Béla-Kunismus« (1929)
  • Frau und Frieden (1952)

Vorschusslorbeeren

„Kaum eine Frau hat unbändigen Freiheitsdrang und revolutionären Aktivismus so eloquent und kreativ verkörpert wie Ketty Guttmann. Daher schließt dieses Buch eine empfindliche Lücke in der Erforschung der Rolle der Frauen in der deutschen Arbeiterbewegung." (Robert Brack, Hamburg)

„Sie haben sich ein würdiges Thema gewählt und einen Namen aus der Versenkung geholt, der hoffentlich nun besser wahrgenommen werden wird.“ (Waltraut Zachhuber, Magdeburg)
 

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