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Name:
Weißberg, Alexander (auch: Weißberg-Cybulski; Warbeck, Peter)
Geboren:
8. Oktober 1901, Krakau
Bio:

Die orthodoxe jüdische Kaufmannsfamilie übersiedelte um 1907 nach Wien. Alexander Weißberg studierte an der Wiener Technischen Hochschule Physik und gleichzeitig an der Universität Mathematik und Physik. 1929 erhielt er das Ingenieursdiplom. Weißberg war Mitglied der Sozialistischen Mittelschüler, des Sozialistischen Studentenverbandes und der SDAP (1921-1927). Am 1. Mai 1927 trat er der KPÖ bei, er war in der Zelle Augarten organisiert. Weißberg war ein Freund von Manès Sperber, mit dem er beim Justizpalastbrand am 15. Juli 1927 Zeuge des Massakers durch die Polizei wurde. Nach kurzer Berufstätigkeit in Argentinien ließ er sich 1929 in Berlin nieder, um eine Stelle an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg anzutreten. In Berlin-Halensee trat er der KPD bei. Weißberg arbeitete bis Mai 1930 am physikalischen Institut der Berliner Technischen Hochschule als Assistent von Wilhelm Westphal, dann im Saarland und im Ruhrgebiet. Unter dem Namen Peter Warbeck wurde Weißberg vom Nachrichtendienst der KPD angeworben, jedoch von diesem bald fallen gelassen, da er angeblich auf einer Eisenbahnfahrt einem Freund erzählte, er arbeite für eine russische Spionageorganisation. Das Ressort Betriebsberichterstattung (BB) des KPD-Nachrichtendienstes, das den sowjetischen Stellen bei der Beschaffung von Informationen über industrielle und wissenschaftliche Erfindungen zuarbeitete, wollte offensichtlich Weißbergs gute Kontakte ausnützen. In welchem Ausmaß Weißberg als Agent tätig war - in seinen Memoiren verschweigt er diesen Teil seiner Biographie - lässt sich nicht feststellen. Die Berliner Polizei schrieb ihn jedenfalls im September 1930 zur Verhaftung aus und der "Apparat" bestand auf seiner Ausreise, wie Weißberg in einem Lebenslauf für die Komintern vom 10. November 1936 berichtete. Beim Landgericht Dessau stand Weißberg 1930 im Verdacht, in den dortigen Junkers Flugzeug- und Motorenwerken Industriespionage für die UdSSR betrieben zu haben. Ab März 1931 lebte Weißberg in der Sowjetunion. In Charkov wirkte er bis zu seiner Verhaftung am 1. März 1937 am Ukrainischen physikalisch-technischen Institut UFTI (Ukrainskiy fiziko-tekhnicheskiy institut) auf dem Gebiet der Gastrennung und baute eine Versuchsstation des Institutes auf. Während seiner Urlaube in Wien hielt Weißberg Kontakt zur KPÖ und zur SDAP-Linken. Seinen eigenen Angaben zufolge traf er sich in seiner Wohnung im Herbst 1932 mit Friedl Fürnberg und SDAP-Oppositionellen. 1933 organisierte Weißberg angeblich die erste Konferenz der SDAP-Linken (u.a. Ernst und Walter Fischer) mit Vertretern der KPÖ (u.a. Alfred Klahr, Hans Täubl, Friedl Fürnberg, Franz Honner). 1936 ersuchte Weißberg die KPÖ und die KPD um Erlaubnis, zur Parteiarbeit nach Österreich zurückzufahren, da er einen Arbeitsplatz in Wien gefunden habe. Die KPD charakterisierte ihn negativ und lehnte seine Überführung in die sowjetische Partei ab, während die KPÖ, die ihn für ein unzuverlässiges, kleinbürgerliches Element hielt, gegen seine Ausreise aus der UdSSR keine Einwände hatte. Alexander Weißberg wurde am 1. März 1937 in Charkov verhaftet. Im Juni 1937 kontaktierte sein Vater Samuel Weißberg das Bundeskanzleramt in Wien, weil er lange Zeit von seinem Sohn nichts gehört hatte und er einem Brief eines Freundes seines Sohnes entnommen hatte, dass dieser verhaftet worden war. Die österreichische Gesandtschaft in Moskau erfuhr vom sowjetischen Außenamt, dass Weißberg wegen konterrevolutionärer Tätigkeit seit 1. März 1937 in Haft sei. Zur gleichen Zeit kontaktierte die in Moskau lebende Mutter von Eva Stricker, der geschiedenen Frau von Weißberg, die österreichische Gesandtschaft. Albert Einstein und das Ehepaar Joliot-Curie intervenierten für Weißberg. Am 31. Dezember 1939 wurde seine Ausweisung beschlossen. Nach seiner Auslieferung an die Gestapo verbrachte Weißberg drei Monate in Gestapo-Haft und wurde anschließend ins Lubliner Ghetto verlegt. Er konnte 1942 aus dem Ghetto flüchten und schloss sich dem polnischen Widerstand an. Im März 1943 erneut verhaftet, konnte Weißberg aus dem KZ flüchten und untertauchen. 1945 wanderte er nach Schweden aus und übersiedelte in den 1950er-Jahren nach Paris. Auf seiner Flucht vor der Gestapo halfen Weißberg die Papiere eines Grafen Cybulski. In der Folge veröffentlichte Weißberg seine Memoiren (Hexensabbat, später unter dem Titel "Im Verhör" erschienen), die internationale Aufmerksamkeit erregten, unter dem Namen Weißberg-Cybulski. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Weißberg als Geschäftsmann in Paris tätig, wo er am 4. April 1964 starb.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-w/weiszberg-alexander
Literatur:

Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 252; Rohrwasser, Michael: Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart: Metzler, 1991, S. 10, 99, 136, 139, 176, 265-266, 312, 319, 331, 355, 361, 380; Jung, Christina: Flucht in den Terror. Das sowjetische Exil in Autobiographien deutscher Kommunisten. Frankfurt/New York: Campus, 2008, S. 279-328

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