Hans Walter GruhleEr versorgte bei Webers den Garten und bot sich ihnen als Umzugshelfer an. Zu Franziska zu Reventlow hatte er eine intensive Beziehung, die Claudia Böhnke wie folgt beschreibt: "Nach allen Quellen, die ich bearbeitet habe, kam ich zu dem Schluß, daß er eher die Rolle als sehr guter Freund innehatte, sie bei ihren zahlreichen (auch parallel laufenden) Beziehungen und den damit verbundenen Komplikationen seelisch zu unterstützen. Außerdem war er, als guter Zuhörer, wichtig bei ihren Zuständen seelischer Zerrissenheit und auch bei dem Verlust ihrer Neugeborenen. Eine erotische Verbindung will ich nicht ausschließen, aber sie stand sicher nicht im Vordergrund dieser Beziehung." (Claudia Böhnke, Mail vom 18. März 2004).

Den zerstörten Otto Gross fand er am Vorabend seines Todes in den Straßen von Berlin, wie sein Sohn Wolfgang bestätigt: "An die Erzählung meines Vaters, dass er den hilflos-kranken Otto Gross fand, kann ich mich noch erinnern. Anlaß war bei einem Umzug (in den 30er-Jahren) das Aufstellen der Bücher, dabei auch die 1 Meter lange Reihe der Bände des Gross-Archivs [gemeint ist das 'Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik', das Hans Gross herausgegeben hat], hoch oben auf dem Bücherregal." (Wolfgang Gruhle, Mail vom 28. August 2004).

Gruhle wohnte, das sei am Rande bemerkt, zwischen 1902 und 1905 in der Münchener Mandlstraße Nr. 3a/II (Wolfgang Gruhle, Mail vom 23. November 2004), Otto Gross 1908 in der gleichen Straße, Hausnummer 1d/I.

Kostproben

"Es war freilich betrübend, daß sich die wenigen Psychiater, die sich überhaupt um die gleichzeitige wissenschaftliche Psychologie kümmerten, ganz auf die experimentelle Psychologie WILHELM WUNDTS einstellten. KRAEPELIN, der selbst aus WUNDTS Schule herauswuchs, hat mit dieser Psychologie in seinem eigentlichen psychiatrischen Arbeiten sehr wenig anfangen können und stand später sowohl der lebendigen Physiologie als Psychologie seiner Zeit ganz fern." (Berze/Gruhle, Psychologie der Schizophrenie, Berlin 1929, S. 78) "Zu einer klaren Schilderung des Wesentlichen an der Schizophrenie ist KRAEPELIN niemals gelangt, nicht deshalb, weil er das Wesentliche nicht sah, sondern weil er sich bei dessen Schilderung unzureichender, populär psychologischer Kategorien bediente." (Ebenda, S. 140f.)

Weitere Literatur

  • Böhnke, Claudia: Hans W. Gruhle (1880-1956). Bonn, Univ., Med. Fak., Diss. 2008
  • Gruhle, Hans Walter: Ergographische Studien. Psychologische Arbeiten Bd. 6. 1912, H. 2, S. 339-418
  • Ders.: Die Ursachen der jugendlichen Verwahrlosung und Kriminalität. Studien zur Frage: Milieu oder Anlage. Berlin: Springer 1912 (Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Kriminalpsychologie. Bd. 1)
  • Ders. (1927) Die Stellung der Psychologie in der neuen Lehrerausbildung. Badische Schulzeitung Bd. 65. 1927, Nr. 48 vom 3. Dezember, S. 771-772
  • Ders.: Kraepelins Bedeutung für die Psychologie. Archiv für Psychiatrie und Nervenheilkunde Bd. 87. 1929, S. 43-49
  • Ders.: Verstehende Psychologie (Erlebnislehre). Ein Lehrbuch. Stuttgart: Thieme 1948
  • Haak, F. van der: Hans W. Gruhle. Versuch einer Annäherung. 1985 [Unveröffentl . Manuskript eines Vortrags.]
  • Klüpfel, J. u. C. F. Graumann: Quellen und Literatur, in: Dies., Ein Institut entsteht. Zur Geschichte der Institutionalisierung der Psychologie an der Universität Heidelberg. 1998. www.psychologie.uni-heidelberg.de/willkomm/cfg/instber-qu-lit.html