Der Zeitschrift "Der freie Arbeiter", Wien, "Sozialistische Wochenschrift", herausgegeben von der "Förderation revolutionärer Sozialisten", war nur eine kurze Zeit des Erscheinens vergönnt: Jg. 1 (9. 12.) 1918 - Jg. 2 (13. 6.) 1919 (Details s. ur.dadaweb.de/dada-p/P0001419.shtml). Egon Erwin Kisch war sicher der prominenteste Beiträger. In der Beilage "Die Rote Garde" schreibt er im Beitrag "Angst, Rote Garde und Presse" (Nr. 3 vom 23. November 1918, S. 21f.): "Der Leutnant Groß, von dem die 'Arbeiter-Zeitung' soviel Vorakten besitzt, ist uns leider unbekannt." Wer mag dieser Leutnant Groß gewesen sein?
"... ich habe in der Sache des 'Leutnant Gross' in der 'Arbeiter-Zeitung' nachgeschaut und nach einer Weile folgendes gefunden: In der Nummer vom 14. November 1918 auf Seite 5 heißt es in Zusammenhang mit der Schießerei am 12. November 1918 vor dem Parlament anlässlich der Ausrufung der Republik und der Besetzung der Redaktion der "Neuen Freien Presse" durch Angehörige der 'Roten Garde': 'Überhaupt sollten die Roten Gardisten, die wirklichen Dienstleistenden, einmal zwischen ihre 'Führer' treten und gründliche Musterung halten. Heute berichtet ein Blatt von einem Leutnant G r o ß, 'der gestern mit gezogenem Säbel an der Spitze einer Abteilung Roter Gardisten das Parlament erstürmte', dass dieser Leutnant während des ganzen Krieges als Einjährig-Freiwilliger im P r ä s i d i a l b ü r o d e s K r i e g s m i n i s t e r i u m s Dienst getan. Zum Leutnant habe er sich offenbar selbst ernannt und sein Kriegersinn ist vermutlich erst mit dem Eintritt des Waffenstillstandes erwacht; der junge Mann stammt 'a u s e i n e m s e h r w o h l h a b e n d e n H a u s e'. Diese Abstammung aus 'wohlhabendem Hause' wäre überhaupt von etlichen dieser 'Sozialisten' zu konstatieren. Jeden Augenblick taucht da auch irgend ein Mitglied des früheren Kriegspressequartiers als 'Führer' auf; es wäre also, wie gesagt, höchste Zeit, dass sich die wirklichen Sozialdemokraten, die sich bei der Roten Garde befinden, von dem Reklametreiben gewisser Führer mit Entschiedenheit abwenden.' [Sperrungen im Original, H. H.]
Was ist meines Erachtens von beiden Meldungen zu halten? Zunächst müsste man das 'Blatt' eruieren, auf das sich die 'Arbeiter-Zeitung' beruft. Das ist mühsam, weil es im November 1918 sehr viele Zeitungen in Wien gab. Weiters sind im Zusammenhang mit den revolutionären Ereignissen des November 1918 von den Zeitungen unzählige Falschmeldungen und Lügen verbreitet worden. Die Sache mit dem 'Leutnant Gross' kann also eine bewusste Falsifikation sein, an der überhaupt nichts dran ist. Drittens macht die Behauptung, Leutnant Gross sei im Präsidialbüro des Kriegsministeriums bzw. Kriegspressequartier gesessen und er sei ein 'junger Mann', skeptisch. Beides trifft doch auf Otto Gross nicht zu. Viertens ist Gross (oder Groß) doch kein so seltener Name. Es kann deshalb ein anderer Gross im Leutnantsrang als unserer gewesen sein." (Hans Hautmann, Mail vom 3. März 2003)
In Nr. 8 der Zeitschrift "Der freie Arbeiter" (S. 63) rühmt ein unbekannter Rezensent die 1919 erschienene Schrift "Neuen Liebesidealen entgegen" von Olga Misar (Wien: Anzengruber Verl.). Die Zitate aus der Veröffentlichung lassen durchaus darauf schließen, daß ihr die ethischen Ideale von Otto Gross nicht unbekannt waren.